Kleine Gruppen, eine feste Bezugsperson für den Nachwuchs: Das Interesse an Tageseltern steigt in Leinfelden-Echterdingen wieder. Ein Fachausschuss hat nun Verbesserungen für den Berufsstand beschlossen.

Leinfelden-Echterdingen - Sie sind ein Segen für Mütter und Väter mit ungewöhnlichen Arbeitszeiten. Denn bei Tagesmüttern und -vätern wird der Nachwuchs auch nach 17 Uhr, am Wochenende oder bereits früh morgens von sieben Uhr an betreut. Sibylle Schober, Geschäftsführerin des Tageselternvereins des Landkreises, berichtete am Dienstagabend im Verwaltungs-, Kultur- und Sozialausschuss von einer Stewardess, die ihr Kind so wochenweise gut betreut weiß, und auch von Eltern, die beispielsweise im Schichtdienst arbeiten. Der Verein berät Eltern und Tagespflegepersonen und bringt beide Seiten zusammen.

 

39 qualifizierte Tagesmütter mit Pflegerlaubnis kümmern sich in Leinfelden-Echterdingen derzeit um 90 Kinder. Eltern von Kleinkindern wählen sie als Alternative zur Kindertagesstätte. Die Beziehung zwischen der vertrauten Tagesmama und dem Kind kann auch später aufrecht gehalten werden. Sie betreut es dann im Anschluss an den Kindergarten oder nach dem Schulunterricht.

2013 gab es noch zehn Betreuungspersonen dieser Art mehr in der Großen Kreisstadt. Dann aber ging die Nachfrage der Eltern zurück. Als einen wesentlichen Grund dafür benennen Carmen Silberberger und Nicole Stutzki, dass die Kitas in der Stadt massiv ausgebaut wurden. Die beiden Frauen sind die örtlichen Mitarbeiter des Tageselternvereins.

Es gibt inzwischen lange Wartelisten

Mütter und Väter meldeten ihre Kinder also eine Zeit lang vorwiegend in den neuen Einrichtungen an. Die Tagespflege L.-E. sei in der Öffentlichkeit nicht mehr ganz so präsent gewesen. Plätze blieben leer. Einige Tagesmütter haben ihren Job an den Nagel gehängt.

Nun aber habe sich die Situation komplett gewandelt. „Wir haben lange Wartelisten“, sagt Nicole Stutzki. Interessierte Eltern müssten mit einen Vorlauf von einem halben Jahr rechnen, erklärt Carmen Silberberger. Eine Vermittlung könne mitunter aber auch ganz schnell klappen.

Ein Grund für die Veränderung: Die Stadtverwaltung hat gegengesteuert. Sie hat ein Faltblatt gedruckt, die den Eltern der Stadt zwei Wege der Kinderbetreuung aufzeigt: Jenen der Kindertagespflege und jenen der Kindertagesstätten. „Das eröffnet uns neue Werbungsmöglichkeiten für Tagesmütter“, sagt Geschäftsführerin Schober dazu. Und auch der Fachausschuss hat am Dienstagabend dafür gesorgt, dass die Rahmenbedingungen für diese Betreuungsform noch attraktiver werden – für Eltern in L.-E., aber auch für Männer und Frauen, die als Tagespflegeeltern ihre Brötchen verdienen.

Die Betreuung in Randzeiten wird besser vergütet

Das in der Vergangenheit viel gelobte Kindertagespflege-Modell der Großen Kreisstadt wurde also erneut nachgebessert. Der Ausschuss ist dabei den Vorschlägen gefolgt, die der Verein mit der Verwaltung erarbeitet hat. Die Geschäftsführerin des Tageselternvereins sprach gegenüber unserer Zeitung von einem Meilenstein.

So wird unter anderem die Betreuung eines Kindes in den Randzeiten, also nach 17 Uhr oder auch vor sieben Uhr früh, fortan besser vergütet. Die Tagesmütter erhalten nun auch für Entwicklungsgespräche Geld. Und eine Urlaubsvertretung für die Betreuungsperson ist nun auch in Leinfelden-Echterdingen ohne zusätzliche Kosten für die Eltern zu haben.

Auch Kinderfrauen, welche den Nachwuchs im Haus der Eltern betreuen, sollen künftig von den Vorteilen des Modells der Kindertagespflege profitieren können. Dazu gab es allerdings im Ausschuss eine längere Diskussion. Insbesondere FDP-Stadträtin Judith Skudelny machte deutlich, dass sie so ihre Probleme mit dieser neuen Regelung habe. „Ich bin damit nicht glücklich“, sagte sie. Und: „Die Rahmenbedingungen sollten für alle Tagesmütter gleich sein.“ Schlussendlich hob sie dennoch die Hand dafür.

Das Reutlinger Modell auch in L.-E.?

Der Tageselternverein wollte eigentlich auch erreichen, dass Tagesmütter und -väter auch in Leinfelden-Echterdingen mehr als drei Kinder gleichzeitig betreuen dürfen. Gesetzlich erlaubt sind fünf Kinder. Auf diesen Vorschlag aber wollte sich die Verwaltung aus pädagogischen Gründen nicht einlassen.

Zufrieden können auch die örtlichen Christdemokraten sein, denn die Stadtverwaltung hat sich in diesem Zusammenhang intensiv mit einem CDU- Haushaltsantrag auseinandergesetzt. Sie wollten wissen, ob das Reutlinger Modell mit dem Namen Tiger auch in L.-E. realisierbar wäre. Dazu hat Sylvia Strauß, die stellvertretende Geschäftsführerin des Tageselternvereins, im Ausschuss Stellung genommen. Denn auch im Landkreis gibt es eine ähnliche Form der Kinderbetreuung. Die Idee: Tageseltern mieten gemeinsam Räume an, um dort bis zu zwölf Kinder zu betreuen. „Sie haben keine Lust mehr, alles alleine zu machen“, erklärte Strauß. Und sagte: „Das Modell spricht auch Erzieherinnen an.“

Tageseltern mieten gemeinsam Räume zur Betreuung an

Die Verwaltung hat darüber nachgedacht die Raumkosten zur übernehmen – als Anreiz zur Gründung solcher Institutionen. Als mögliche Mieträume brachte Grünen-Stadträtin Eva Barth-Rapp das örtliche Familienzentrum Arche Nora ins Spiel. Zu diesem Punkt aber hat der Fachausschuss am Dienstag noch keine Entscheidung getroffen. Das Vollgremium des Gemeinderates soll sich damit befassen. Claudia Zöllmer (CDU) kündigte an, an dem Thema hartnäckig dran zu bleiben.

Auch interessant: Stadträte und damit auch besorgte Eltern haben es jetzt schwarz auf weiß: Es ist in L.-E. kein Nachteil, wenn Mütter und Väter ihre Kleinkinder zunächst von einer Tagesmutter oder einem Tagesvater betreuen lassen. Ein späterer Wechsel in eine Kindertagesstätte ist deshalb nicht gefährdet. „Die Verwaltung garantiert die Durchlässigkeit zwischen beiden Betreuungsformen“, heißt es der Sitzungsvorlage des Fachausschusses. Und dies hat Bürgermeister Carl-Gustav Kalbfell am Dienstag auch so bestätigt.