Die ARD kommt den Verlegern im Streit um Gratisangebote im Internet entgegen. Auch auf dem BDZV-Zeitungskongress wird darüber gestritten.

Berlin - Im erbitterten Streit zwischen den Zeitungsverlegern und der ARD um die kostenlose "Tagesschau"-App für Smartphones und den Tablet-Computer iPad zeichnet sich Entspannung ab. Die ARD-Vorsitzende Monika Piel signalisierte in der vergangenen Woche Gesprächsbereitschaft mit den Verlegern, die im Juni gegen die gebührenfinanzierten Gratisangebote im Internet geklagt hatten. "Wir können uns darüber unterhalten, wie viel Text und ob wir mehr Video einsetzen", sagte Piel. Der Video- und Audioanteil könne bei der "Tagesschau"-App noch weiter in den Vordergrund gerückt werden.

 

Der Verlegerpräsident Helmut Heinen begrüßte das vorsichtige Entgegenkommen der ARD-Vorsitzenden und sagte, die Diskussion laufe nun endlich in die richtige Richtung. "Wir wollen den Öffentlich-Rechtlichen das Internet nicht verbieten. Es geht darum, dass die Apps von ARD und ZDF weniger textbasiert sind", so Heinen.

Die Verleger argumentieren, die kostenlosen Volltextdienste der öffentlich-rechtlichen Sender würden den kostenpflichtigen Geschäftsmodellen der Verlage Konkurrenz machen und die Finanzierung des Qualitätsjournalismus gefährden. Qualitätsmedien werde es in Zukunft nur geben, wenn sie solide finanziert seien, sagte Christian Nienhaus, der Vorsitzende der nordrhein-westfälischen Zeitungsverleger.

Die Auflagen sinken

Dem Entgegenkommen der ARD war ein Kompromissvorschlag des Springer-Vorstandschefs Mathias Döpfner vorausgegangen, der ARD und ZDF zugestanden hatte, Bewegtbilder und Audiobeiträge uneingeschränkt und gratis online zu verbreiten. Zusatzangebote mit Text sollten die Sender hingegen nur kostenpflichtig zu marktüblichen Preisen anbieten dürfen.

Piel sagte dagegen, die "Tagesschau"-App biete genau das, was es seit 1996 auf tagesschau.de im Internet zu sehen gebe. Die ARD könne nicht ignorieren, dass mehr als ein Fünftel der fünfzig Millionen deutschen Online-Nutzer über ein Smartphone oder einen Kleincomputer verfügten.

Die Tageszeitungen verlieren indessen weiter Anzeigen und Auflage. Im ersten Halbjahr gingen die Werbeumfänge nach Angaben des Bundesverbandes Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) im Vergleich zum Vorjahr um 3,5 Prozent zurück. In einer ähnlichen Größenordnung sinken die Auflagen. Schuld daran seien auch global agierende Unternehmen wie Google.

Leistungsschutzrecht in Planung

Der Suchmaschinenbetreiber nutze Inhalte der Verlage, ohne diese entsprechend zu honorieren, kritisierte der Verlegerpräsident Heinen. Google behauptet das Gegenteil: Im vergangenen Jahr habe das Unternehmen weltweit rund 4,4 Milliarden Euro an Verlagspartner ausgeschüttet, sagte ein Unternehmenssprecher.

Die Auseinandersetzung der Zeitungsverlage mit ARD, ZDF und Megaunternehmen wie Google, Apple und Microsoft wird das beherrschende Thema des hochkarätig besetzten Zeitungskongresses sein, der heute und morgen in Berlin stattfindet. Dabei wird es auch um das von der Bundesregierung lange geplante Leistungsschutzrecht gehen, das als Grundlage für das Bezahlen von Inhalten im Netz gilt.

Eine klare Aussage dazu wünscht sich der Verlegerpräsident Heinen von Bundeskanzlerin Angela Merkel, die am Nachmittag als Gastrednerin erwartet wird.

Medienexpertin in Berlin

Kongress Der BDZV-Zeitungskongress in Berlin dreht sich heute und morgen um die Frage: "Kleine Welt - große Player: Wer bestimmt die Regeln?" Zu den Experten, die über den Sprung der Zeitungen ins digitale Zeitalter diskutieren, zählen der Springer-Vorstandschef Mathias Döpfner, der Telekomchef René Obermann und Richard Rebmann, der Geschäftsführer der Südwestdeutschen Medienholding, zu der auch die Stuttgarter Zeitung gehört.

Gastredner Bei dem Kongress treten Bundeskanzlerin Angela Merkel und Bundesinnenminister Hans-Peter Friedrich auf.