Im Haus des Waldes diskutieren japanische und deutsche Forstwissenschaftler beim Walddialog im Haus des Waldes über den unterschiedlichen Blick beider Nationen auf den Wald und eine nachhaltige Forstwirtschaft.

Degerloch - Eine Sache hat Hirofumi Hayakawa besonders beeindruckt. Auf dem Lehrpfad am Haus des Waldes hat er beobacht, dass auch Rollstuhlfahrer unterwegs sein können. Überall werde auf Barrierefreiheit geachtet, sagt der Japaner. In Japan gebe es auch waldpädagogische Einrichtung. „Es ist aber schwierig, sie barrierefrei zu gestalten, wegen der Landschaft“, sagt der Student aus dem südjapanischen Kagoshima.

 

Japanische und deutsche Wälder könnten kaum unterschiedlicher sein. Professor Shinji Yamamoto hält beim Deutsch-Japanischen Walddialog im Haus des Waldes einen Vortrag, in dem er über das Bild der Japaner von ihren Wäldern spricht. Er berichtet, wie erstaunt er als Kind gewesen sei, als ihm Grimms Märchen vorgelesen worden sind. „Hänsel und Gretel laufen einfach so in den Wald. In Japan wären sie nicht weit gekommen“, sagt er.

Wälder schwer zugänglich

Hänsel und Gretel hätten die gleichen Probleme gehabt wie japanische Rollstuhlfahrer. Die Wälder Japans wachsen in dem gebirgigen Land an steilen Hängen. Zudem verwehrt meist spitzer Bambus den Zugang zu den Wäldern. Während die Deutschen also über die Jahrhunderte ihre Wälder in Beschlag nahmen und sie für ihre Wirtschaft nutzten, hatten die japanischen Bauern hart damit zu kämpfen, den Wäldern Land abzutrotzen, auf denen sie etwas anbauen konnten. Diese Grenzregionen zwischen den Wäldern und dem Flachland werden Satoyama genannt. Tiefer drangen die Forstarbeiter vor. Die gibt es aber erst seit 140 Jahren in Japan.

Der Walddialog zwischen japanischen und deutschen Forstwissenschaftlern im Haus des Waldes bringt es ans Tageslicht. Die Bedingungen für die Forstwissenschaft und der Schutz der Wälder sind in Japan und Deutschland so unterschiedlich wie Bambus- und Eichenholz. Die relativ junge Fortswirtschaft befindet sich in Japan noch im Aufwind. Viele Wälder sind nach wie vor sich selbst überlassen. Die japanische Umweltbewegung vertrat lange den Ansatz, dass das unter allen Umständen so bleiben sollte, berichtet Professor Shinji Yamamoto. Die Forstwirtschaft wurde in der Folge von vielen Bürgerinitiativen als Gegner wahrgenommen. Der Widerstand sei interessanterweise in Tokio am stärksten gewesen. „Gerade die Stadtbevölkerung sagte ,Hände weg von den Wäldern‘“, sagt Shinji Yamamoto. Deutschland geht dagegen den Weg der zertifizierten Forstwirtschaft. Ein Ansatz, der sich nun auch in Japan durchsetze, erklärt der Professor aus Japan.

Mit Johannes Enssle steht ein deutscher Umweltschützer vom Naturschutzbund auf dem Podium. Er erklärt, warum seine Organisation sich mit der Forderung nach fünf Prozent unbewirtschafteten Wald zufriedengibt. „Das reicht um unsere Ziele einer nachhaltigen Waldwirtschaft umzusetzen“, sagt er. Den gesamten deutschen Wald sich selbst zu überlassen, sei keine Option. Dazu habe es zu viele Eingriffe gegeben, und die Folgen müsse nun der Mensch begrenzen, erklärt er.