Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung diskutiert den Nutzen von Kräutern und Gewürzen für die Gesundheit.

Hohenheim - Die Hämorrhoidensalbe hat gut geschmeckt. Ein bisschen Schmalz, feine Öle und Kräuter, so wohlduftend wie entzündungshemmend – das schmeckt auf dem Brot und hilft gegen schmerzende Stellen am Po. Die Bekannten der Kräuterexpertin Christine Pommerer haben dennoch das Gesicht verzogen, nachdem sie die Runde am Esstisch über die Natur ihres Brotbelags aufgeklärt hat. Eine typische Reaktion, sagt Pommerer. Und für sie nicht nachvollziehbar. Denn ein Heilmittel, das verzehrt werden kann und sogar schmeckt, müsste jeden überzeugen, der sich über Nebenwirkungen von Medikamenten Gedanken macht. „Uns ekeln Dinge, die ganz natürlich sind, während wir synthetische Substanzen zu uns nehmen, ohne sie zu hinterfragen.“

 

Pommerer wirbt beim elften Forum der baden-württembergischen Sektion der Deutschen Gesellschaft für Ernährung für sanfte Medizin, die vorbeugt und heilt und oft im eigenen Garten wächst: Kräuter und Gewürze. Die Veranstaltung widmet sich den Pflanzenteilen, die Speisen Pfiff geben. Doch die schmackhaften Zutaten können eben noch viel mehr als Appetit anregen. Die aus Südasien stammende Kurkuma gibt nicht nur Curry die gelbe Farbe. Der Inhaltsstoff Curcumin hemmt Krebs und schützt Zellen vor Schäden. Der Stoff entfaltet seine Wirkung optimal zusammen mit einem anderen Gewürz – Pfeffer. Denn die Körner, die Speisen Schärfe verleihen, sorgen dafür, dass der Körper das Curcumin besser aufnimmt.

Schmackhafte Heilmittel

Christine Pommerer hat einen ganzen Katalog voller schmackhafter Heilmittel. Sie empfiehlt sie zur Prävention und Behandlung von Krankheiten. Von der Brennnessel, die entwässernd wirkt, bis zur Vogelmiere, die bei Hautleiden helfen soll, Pommerer würde alles in den Salat geben oder zu einer Suppe verarbeiten. Von einer Extraktion einzelner Inhaltsstoffe hält sie nichts. Denn die einzelnen Wirkstoffe der Pflanzen erzielen immer nur im Verbund einen Effekt. „Knoblauch hilft, Pillen mit Extrakt dagegen nicht“, sagt sie.

Doch wann hört ein Gewürz auf, Lebensmittel zu sein und gilt als Arzneimittel? Häufig ist das eine Sache der Dosis. Winfried Ruge vom Chemischen und Veterinäruntersuchungsamt Karlsruhe macht dies am Beispiel der Fenchelsamen klar. Sie sind nicht nur unverzichtbar in der indischen Küche, sondern lindern auch Magen- und Darmbeschwerden. Die medizinische Wirkung wird dabei den ätherischen Ölen zugeschrieben. Je nachdem, wie viele in den Samen vorhanden sind, sollen diese in der Apotheke oder im Lebensmittelhandel landen. Soweit die Theorie.

Doch in der Praxis funktioniert die Trennung von Lebens- und Arzneimitteln nicht immer, weil Grenzwerte knapp über- oder unterschritten werden. Gerade bei den Fenchelsamen gibt es Inhaltsstoffe, die gerade für Kinder schädlich sein können. „Kindern ausschließlich Fencheltee zu geben, ist genauso falsch wie ihnen nur Pfefferminztee zu kochen“, sagt Ruge. Denn auch die Minze schadet im Übermaß. Ganz ohne Nebenwirkungen ist eben auch die sanfte Medizin der Natur nicht.