Taktikblogger Jonas Bischofberger analysiert die VfB-Partie gegen Union Berlin und erklärt, wie Stuttgart die Schwächen der Union systematisch ausgenutzt hat.

Stuttgart - Der VfB gewinnt ein taktisch eher mittelmäßiges Duell, weil er die Schwächen des Gegners systematischer ausnutzt. Die Gäste aus Berlin enttäuschen vor allem in puncto Ballzirkulation und offensiver Raumbesetzung.

 

– Union scheut das Ballbesitzspiel

– Stuttgart nutzt Unions Konteranfälligkeit

– der VfB nach der Pause mannorientiert und stabil

Berlin zu hektisch gegen Stuttgarts 4-2-3-1

Bereits in der Hinrunde hatte Hannes Wolf gegen Jens Kellers Unioner taktische Veränderungen vorgenommen und damals erfolgreich Fünferkette spielen lassen. Diesmal war die Umstellung weniger weitreichend, aber doch sichtbar. Alexandru Maxim begann zum ersten Mal seit langem auf der Zehn und sollte vor allem als wichtige Umschaltstation in Erscheinung treten. Außen setzte Wolf auf die Dribbelstärke von Asano und Brekalo, während Christian Gentner auf die Sechs rutschte und seine Position vergleichsweise defensiv interpretierte. Nur vereinzelt zeigte der Kapitän seine typischen Vorstöße.

Im Pressing blieb der VfB in dieser 4-2-3-1-Grundordnung. Maxim hielt sich vor allem im Dunstkreis von Unions wichtigem Aufbauspieler Stephan Fürstner auf, während Terodde meist einen der Innenverteidiger oder Torwart Mesenhöler anlief. Asano und Brekalo machten in erster Linie Druck auf Unions Außenverteidiger, rückten aber selten bis auf die Innenverteidiger durch. So hatte Union eigentlich eine bequeme Überzahl in der Mitte. Sie schafften es aber nicht, daraus eine dominante Ballzirkulation zu machen. Stattdessen ließen sie sich von dem angedeuteten Stuttgarter Pressingdruck zu hastigen langen Bällen verleiten.

Tabellenrechner: So gelingt dem VfB der Aufstieg

Stuttgart kontert

Das andere große Problem der Unioner war ihre Konteranfälligkeit. Die kam zum einen daher, dass sie mit zu wenig Intensität ins Gegenpressing gingen und selbst dann, wenn eigentlich viele Spieler um dem Ball herum standen, nur individuell nachgesetzt wurde. Das bekamen sie allerdings mit der Zeit in den Griff. Was blieb war die Problematik, dass oft eine große Lücke zwischen den Sechsern und der Offensivreihe klaffte. Redondo und Polter bemühten sich vor allem um Strafraumpräsenz, Kreilach bot sich kaum in den Zwischenräumen an und Kroos spielte eher tief. Das sorgte immer wieder dafür, dass vor allem Felix Kroos riesige Konterräume verteidigen musste, was aber überhaupt nicht seinem Fähigkeitenprofil entspricht.

Der VfB konnte sich also trotz seines eigentlich eher passiven Pressings auf Konter konzentrieren und die Dribblingfähigkeiten seiner Offensivspieler nutzen. Da Maxim und Terodde im Pressing kaum Läufe nach hinten machten, waren die beiden nach Ballgewinn sofort vorne anspielbar. Gerade Maxim bot sich gut in den Räumen an, die Union hinterließ und wirkte konzentriert und effektiv in seinen Dribblings. Auch Brekalo und Asano hatten im Umschalten gute Szenen. Dementsprechend fielen sowohl das 1:0 als auch das 2:0 im Anschluss an Kontersituationen.

Die wichtigsten Szenen aus dem Spiel sehen Sie in unserem Videorückblick:

Zweite Halbzeit

Erst nach dem Zwei-Tore-Rückstand fand Union zu einer konstruktiveren Spielanlage. Sie ließen den Ball geduldiger laufen und spielten das wenig intensive und etwas unzusammenhängende Pressing von Terodde und Maxim besser aus. Nach der Pause verstärkte sich diese Entwicklung weiter. Kroos ließ sich nun öfter links in den Raum hinter Pedersen fallen, sodass Maxim und Terodde eher als Zweiersturm verteidigen mussten und nicht mehr in der klaren Aufteilung Zehner-Stürmer. Einerseits öffnete sich dadurch Raum für Fürstner, andererseits wurde die Verbindung zwischen Offensive und Defensive noch schwächer.

Der VfB reagierte darauf, indem die Mannschaft insgesamt zurückgezogener verteidigte. Maxim reihte sich nun gelegentlich als zweiter Achter neben Ofori und vor Gentner ein. Außerdem gingen Asano und Brekalo häufiger mit Unions Außenverteidigern mit. Dank dieser zusätzlichen Absicherung gegen Trimmel und Pedersen war es Stuttgarts Abwehrspielern möglich, aggressiver und enger am Mann zu verteidigen. Das kam vor allem Benjamin Pavard entgegen und sorgte dank Unions zu flachen Offensivstaffelungen für ordentlich Zugriff. Die Gäste schafften es in der Folge auch gegen den tiefer stehenden VfB nicht, mit einer weiträumigen Ballzirkulation das Spiel unter Kontrolle zu bringen und kamen nicht mehr entscheidend zurück.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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