Taktikblogger Jonas Bischofberger analysiert das aktuelle VfB-Spiel und erklärt, warum der VfB erst Probleme hatte und wie sich Trainer Hannes Wolf den Sieg geholt hat.

Bielefeld - Der VfB präsentiert sich trotz zweier Gegentore stabil gegen einen aggressiv pressenden Gegner. Der wiederum hat vor allem damit zu kämpfen, dass er seine Intensität nicht über 90 Minuten durchbringen kann.

 

–Bielefelder Intensität gegen lange Bälle

–Maxim erneut im Fokus

–VfB-Kombinationen zu drucklos

–Arminia baut ab nach der Pause

–Ginczeks Pässe bringen den Sieg

Bielefeld mit hohem Pressing, der VfB mit Offensivproblemen

Arminia Bielefeld startete mit hohem Pressing und einer guten Intensität in die Partie. Aus ihrem 4-2-3-1 rückten sie oft in ein 4-4-2 auf, die Flügelstürmer gingen nach vorne und eine der beiden Pressingspitzen schob bis auf VfB-Torwart Langerak durch. Der VfB reagierte darauf frühzeitig mit langen Bällen und wollte anschließend die Abpraller aufsammeln, um Tempoangriffe zu starten. Da der VfB seine Sechser im Aufbau allerdings kaum einband, konnte Bielfelds Doppelsechs wiederum hinten bleiben und geschlossen die langen Bälle mitverteidigen.

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Wenn der VfB nach vorne kam wurde er meistens von den Sechsern und den recht eng postierten Außenverteidigern auf den Flügel geleitet. Bevorzugt suchte der VfB dann die linke Seite, wo Alexandru Maxim und Emiliano Insua erneut gut harmonierten. Aus Dribblings von Maxim entstanden folglich auch die gefährlichsten Ansätze in der ersten Halbzeit, wobei es dem VfB nicht gelang diese Angriffe zu veredeln. Der VfB besetzte die Verbindungsräume nicht gut, weil ein Teil der Offensive sehr weit zum Ball hin unterstützte und der andere Teil sich absetzte und in den Strafraum oder an den langen Pfosten ging. Wie so oft fehlte das Zwischending.

Auch wenn Maxim vom Flügel ins Zentrum dribbelte, reagierten die Kollegen nicht gut genug. Zwar versuchte jeder sich für den Pass anspielbar zu machen, aber die einzelnen Bewegungen waren kaum miteinander verzahnt. Daher gelang es Bielefeld übersichtlich zu verteidigen. Generell versuchte der VfB zwar auch im Offensivzentrum Fußball zu spielen und brachte mit dem aufrückenden Berkay Özcan, sowie Christian Gentner und Insua einiges an Personal in diesen Raum. Allerdings spielte der VfB diese Situationen zu langsam und drucklos aus und suchte eher die sichere Aktion als den riskanten aber produktiven Direktpass.

Stuttgart stabil

Hinten ließ der VfB dagegen kaum etwas zu. Die zurückhaltenden Rollen von Benjamin Pavard und Ebenezer Ofori sorgten dafür, dass der VfB konstant vier Spieler zur Konterabsicherung hatte. Außerdem verhinderte das geringe Risiko im Spielaufbau, dass der Arminia gefährliche Ballgewinne gelangen. Bielefeld versuchte indes über Flügelüberladungen mit Yabo oder dem ausweichenden Voglsammer, Akzente zu setzen, während vor allem Schütz für überraschende Vorstöße in den Strafraum sorgte. Der VfB verteidigte das aber prinzipiell gut, indem die Sechser einfach weit nach außen mitgingen. Auch beim Treffer zum 1:0 stand der VfB am Flügel eigentlich in lockerer 3-gegen-2-Überzahl, verteidigte dann aber die Situation gruppentaktisch nicht gut.

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So kam es zu der etwas paradoxen Situation, dass das Spiel sich vor allem in den Offensivreihen der beiden Mannschaften abspielte, aber keine von ihnen konstant Chancen herausspielen konnte. Nach der Pause änderte sich das ein wenig, weil sich herausstellte, dass Bielefeld die Intensität der ersten 45 Minuten nicht über das ganze Spiel hinweg durchziehen konnte. Die Gastgeber waren nun phasenweise passiver unterwegs und attackierten erst im Bereich der Mittellinie. Gerade der Raum zwischen den Spitzen und dem Mittelfeld wurde nun anfällig, zumal der VfB mit Anto Grgic statt Özcan mittlerweile einen präsenteren Spieler mit guter Positionierung auf der Sechs hatte.

Wolf holt sich den Sieg

Beide Tore fielen auch deswegen, weil Bielefeld auf das Schaltzentrum des VfB keinen Zugriff mehr entwickelte. So konnten Ofori beim 1:1 und Insua beim 1:2 unbedrängt nach vorne eröffnen. In der ersten Hälfte wäre das kaum denkbar gewesen. Anschließend wurde Bielefeld wieder aktiver, warf mehr Personal nach vorne und drückte die Abwehrreihe des VfB nach hinten. Nachdem es eigentlich so aussah, als ob die Druckphase der Bielefelder bereits wieder abflauen würde, erzielten sie schließlich den Ausgleich. Direkt im Anschluss wechselte Wolf Daniel Ginczek ein – und schnappte sich damit noch den Sieg.

Ginczek brachte nun die entscheidende Kreativität und Handlungsschnelligkeit rein, fiel immer wieder auf die Zehnerposition zurück und leitete Bälle in die Schnittstellen auf Simon Terodde weiter. Dieser lief sich exzellent in den Räumen frei, die die Abwehrreihe der Bielefelder offen ließ. Die Mannschaft von Jeff Saibene versuchte schon das gesamte Spiel über, Abseitsfalle zu spielen, machte dabei aber ständig Fehler, was der VfB dank Bielefelds Passivität und Ginczeks Pässen auf Terodde nun ausnutzen konnte. Mehrere gute Chancen und der späte Treffer zum 2:3 zeugen von der offensiv besten Phase der Stuttgarter in diesem Spiel.

VfB Stuttgart - 2. Bundesliga

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