Der Taktikfuchs Helmut Groß hat den Trainern Markus Gisdol (1899 Hoffenheim) und Alexander Zorniger (VfB Stuttgart) den offensiven Spielstil beigebracht. Jetzt treffen die beiden Clubs aufeinander. Mal schauen, was dabei herauskommt.

Stuttgart - Wenn am Samstag der VfB Stuttgart in Hoffenheim gastiert, treffen zwei Mannschaften aufeinander, die sich taktisch stark an der Fußballlehre des schwäbischen Trainertüftlers Helmut Groß (68) orientieren. Nur mit der Umsetzung gibt es immer wieder Probleme. „Ein 0:0 wäre für beide ein Fortschritt“, sagt Groß im StZ-Interview.

 
Herr Groß, welche Spielweise kommt Ihrer Idealvorstellung von Fußball näher – die von Hoffenheim oder jene des VfB Stuttgart?
Beide Clubs haben wesentliche Grundzüge unserer Philosophie übernommen und sich die damit verbundene ballorientierte Vorwärtsverteidigung zu eigen gemacht. Davon werden beide gerade stark beeinflusst. Allerdings gibt es unterschiedliche Interpretationen und Ausprägungen.
Wovon hängen diese unterschiedlichen Interpretationen und Ausprägungen ab?
Vom Charakter und von der Mentalität des jeweiligen Trainers. So hat sich Alexander Zorniger beim VfB beispielsweise einem etwas anderen Ansatz verschrieben als Markus Gisdol in Hoffenheim oder auch als Roger Schmidt bei Bayer Leverkusen.
Was macht Gisdol anders als Zorniger?
Die Hoffenheimer bleiben bei gegnerischem Ballbesitz länger passiv als es unserer Lehre entspricht. Sie warten da länger ab als der VfB.
Da müssen Sie mit Markus Gisdol aber mal ein ernstes Wörtchen reden, damit er die ursprüngliche Version wieder beherzigt.
Vor sechs, sieben Jahren waren wir ständig im Austausch mit ihm. Jetzt haben wir zwar immer noch Kontakt, aber nicht mehr so intensiv wie früher. Schließlich muss ohnehin jeder Trainer selbst seine Linie finden und sich entwickeln.
Mit seiner eher abwartenden Vorgabe will Gisdol vermutlich für mehr Stabilität in der Defensive sorgen.
Da entgegne ich, dass die Bayern das Team sind, das am meisten gegen den Ball sprintet, am wenigsten abwartet und unsere Strategie von daher am besten umsetzt – und siehe da, sie sind auch die Mannschaft mit den wenigsten Gegentoren. Dabei meinen die meisten Vereine immer noch, dass man im Zweifel darauf verzichtet, selbst torgefährlich zu werden, wenn man das Vermeiden von Gegentreffern in den Mittelpunkt stellt. Dabei ist das Gegenteil richtig – was auch die Bayern beweisen. Denn sie schießen zudem die meisten Tore.