Im Südwesten drohen unbefristete Streiks bei Tageszeitungen. 98 Prozent der aufgerufenen Journalisten stimmten bei der Urabstimmung dafür.

Stuttgart - Bei den Tageszeitungen in Baden-Württemberg drohen von diesem Donnerstag an unbefristete Streiks. Nach Angaben der Gewerkschaft Verdi stimmten 98 Prozent der zur Urabstimmung aufgerufenen Journalisten aus 20 Redaktionen für einen Arbeitskampf. „Das eindeutige Votum unserer Mitglieder spiegelt die Stimmung, die wir in den letzten Wochen in den Redaktionen erlebt haben, wider“, teilte die Verdi-Fachbereichsleiterin Annegret Kaiser am Mittwoch in Stuttgart mit. „Mit uns wird es keinen Billig-Journalismus geben.“ Die Tarifverhandlungen für die rund 14.000 Zeitungsredakteure in Deutschland blieben bisher erfolglos. Auch in anderen Bundesländern wie Nordrhein-Westfalen, Bayern und Bremen sind Urabstimmungen geplant.

 

Der Bundesverband Deutscher Zeitungsverleger (BDZV) verlangt deutliche Abstriche bei den Einkommen und neue Gehaltstarife für Berufseinsteiger. Der Verband verweist auf eine schwierige Lage der Verlage. Verdi und der Deutsche Journalisten-Verband (DJV) fordern Einkommenserhöhungen von vier Prozent und lehnen den Kürzungskatalog des BDZV ab.

Die Verleger reagierten mit großem Befremden auf den angekündigten Streik. „Die andere Seite will offenkundig den Showdown“, sagte der Geschäftsführer des Verbands Südwestdeutscher Zeitungsverleger (VSZV), Stephan Bourauel. Der Weg, den die Gewerkschaften beschritten, sei nicht lösungsorientiert, sondern angesichts der schwierigen Lage vieler Zeitungsverlage unverhältnismäßig. „Der Flächentarif wird uns um die Ohren fliegen“, sagte Bourauel. „Der eigentliche Gegner sind nicht die Tarifpartner, sondern Google, Facebook und Co.“ Wie schon in den Tagen zuvor waren auch am Mittwoch wieder mehrere Zeitungen in Baden-Württemberg wegen des Warnstreiks mit deutlich geringerem Umfang erschienen.