Am Mittwoch hat die Deutsche Lufthansa 930 Flüge gestrichen. 100 000 Passagiere konnten nicht mit dem gebuchten Flug reisen. Auch am Donnerstag und Freitag soll es so weiter gehen. Die Gewerkschaft Ufo bleibt hart.

Frankfurt - Der Machtkampf zwischen der Lufthansa-Führung und der Flugbegleiter-Gewerkschaft Ufo geht unvermindert weiter. Obwohl sich die Lufthansa am Dienstag schriftlich zu Schlichtungsgesprächen ohne Vorbedingungen bereit erklärt hatte, will Ufo nicht von der harten Linie abrücken. „Solange die Forderung der Lufthansa nach einem Streikende als Bedingung für Gespräche besteht, wird es keine Gespräche mit der Lufthansa geben“, sagte Ufo-Chef Nicoley Baublies vor Beginn der Verhandlung über ein mögliches Streik-Verbot vor dem Arbeitsgericht Düsseldorf. Noch am Dienstag hatte er erklärt, dass der Streik „innerhalb von Minuten“ abgesagt werden könne, wenn die Lufthansa zu einer Schlichtung bereit sei.

 

Inzwischen jedoch will Ufo nicht nur über Tarifthemen sprechen, sondern die Schlichtung in eine Diskussion über die „Unternehmenszukunft“ einbetten, wie die Gewerkschaft erklärt. Das aber lehnt Lufthansa ab: „Die Zukunft des Unternehmens ist nicht Gegenstand einer Schlichtung. Sie wird üblicherweise regelmäßig im Aufsichtsrat besprochen – selbstverständlich auch mit den Arbeitnehmervertretern der Ufo.“

Doch gerade um die Frage des Aufbaus einer neuen Fluggesellschaft (Eurowings) neben der klassischen Lufthansa geht es den Gewerkschaften, die die Fluglinie nun schon seit mehr als einem Jahr immer wieder lahmlegen. Hier will Konzernchef Carsten Spohr die vergleichsweise hohen Personalkosten der Lufthansa deutlich absenken. Dies müsse man auch tun, um wettbewerbsfähig zu bleiben, betonte Spohr am Mittwoch auf einem Kongress in Frankfurt. „Der Widerstand gegen Veränderungen im Unternehmen ist groß, insbesondere bei bestimmten Beschäftigtengruppen.“ Der Konzern habe aber keine Wahl als sich zu ändern, da sich die Welt geändert habe, sagte Spohr. Wegen der starken Konkurrenz durch staatseigene Fluglinien aus dem Nahen Osten und Billig-Rivalen wie Ryanair vor der eigenen Haustür in Europa habe sich der Wettbewerb für die Lufthansa massiv verschärft. Zudem fliege die Airline mit hohen Kosten, insbesondere die Ausgaben für die Mitarbeiter lägen über dem Branchenschnitt. „Wir haben das zu lange verschleppt“, sagte Spohr. Früher habe der Konzern den Fehler gemacht, bei Streikdrohungen stets einzuknicken. Eine solche Einstellung könne sich die Lufthansa nun nicht mehr leisten. „Wir müssen das Unternehmen für die Zukunft aufstellen.“

Nach dem Hin und Her zwischen den beiden Parteien und unterschiedlichen Einschätzungen der Arbeitsgerichte in Darmstadt und Düsseldorf am Dienstag ging der Arbeitskampf am Mittwoch mit unverminderter Härte weiter: Der Ausstand der Flugbegleiter traf am Mittwoch fast 100 000 Passagiere. Lufthansa strich am fünften Tag des Arbeitskampfes 930 Flüge an den Flughäfen Frankfurt, München und Düsseldorf. Ebensoviele Flüge sollen auch am Donnerstag ausfallen. Von den Streichungen seien dann 107 000 Passagiere betroffen, teilte Lufthansa mit.

Der Konzern war in der Nacht von Dienstag auf Mittwoch vor dem Arbeitsgericht Darmstadt mit einem Antrag auf einstweilige Verfügung gescheitert, den Ausstand in Frankfurt und München verbieten zu lassen. Ufo habe das Streikziel hinreichend bestimmt, so die Richter. Bis zum Mittwochmittag hatte Lufthansa noch keine Berufung gegen die Entscheidung beim Landesarbeitsgericht in Frankfurt eingelegt. In Düsseldorf indes hatte das Arbeitsgericht den Streik am dortigen Airport für rechtswidrig erklärt. Die Gewerkschaft habe ihre Streikziele nicht hinreichend bestimmt formuliert. Auch hier hatte die Lufthansa eine einstweilige Verfügung eingereicht. Die Entscheidung bezog sich aber nur auf den Dienstag und den Standort Düsseldorf. Am Mittwoch entschieden dann allerdings auch die Düsseldorfer Richter, dass der Ausstand rechtmäßig sei, so dass man damit rechnen muss, dass der Streik weitergeht.