Kein Ende in Sicht: Gewerkschaften und Arbeitgeber ringen weiter um Gehälter für Erzieher. Nun könnte der Dauerstreik in Kitas bevorstehen, auch in Baden-Württemberg. Wie lange ziehen Eltern noch mit?

Berlin - Ab Ende nächster Woche droht in deutschen Kindertagesstätten ein unbefristeter Streik der Erzieher. Die Gewerkschaft ver.di erklärte die Tarifverhandlungen für die bundesweit 240.000 Erzieher und Sozialarbeiter am Montagabend für gescheitert und lässt seine Mitglieder über einen unbefristeten Streik abstimmen.

 

„Wenn mindestens drei Viertel der Mitglieder sich positiv zum Erzwingungsstreik äußern, müssen die Eltern ab Ende nächster Woche wieder mit geschlossenen Kitas rechnen“, sagte der Fachbereichsleiter Volker Euskirchen. Vorausgegangen waren fünf erfolglose Verhandlungsrunden. Da die Arbeitgeber sich nicht bewegt hätten, liege es nun an den Gewerkschaftsmitgliedern, sie wieder an den Verhandlungstisch zu zwingen, um ein vernünftiges Angebot zu bekommen.

Auch die städtischen Kindertagesstätten in Baden-Württemberg sind von einem möglichen unbefristeten Streik betroffen. Ein Mehrheitsvotum für einen unbefristeten Arbeitskampf sei wahrscheinlich, sagte Andreas Henke von Verdi Baden-Württemberg am Dienstag. Bis zu einer Urabstimmung könne es weiter zu eintägigen Warnstreiks im Land kommen. „Die Streikbereitschaft der Erzieher und Sozialarbeiter ist sehr hoch, und die Eltern stehen an ihrer Seite“, erklärte Henke. Von den Tarifverhandlungen sind mehr als 30 000 Beschäftigte im kommunalen Sozial- und Erziehungsdienst in Baden-Württemberg betroffen.

Einkommensverbesserungen gefordert

Die Gewerkschaften Verdi, GWE und dbb fordern eine höhere Eingruppierung der Beschäftigten. Das würde im Durchschnitt zu Einkommensverbesserungen von rund zehn Prozent führen. Die Arbeitgeber halten das für nicht bezahlbar. Nach Angaben der Vereinigung der kommunalen Arbeitgeberverbände beläuft sich die Summe der Forderungen auf 1,2 Milliarden Euro.

Die Gewerkschaft begründet ihren Anspruch mit den gestiegenen Anforderungen: In Kitas etwa gehörten Sprachtests, frühkindliche Bildung oder Arbeit mit den Eltern zum Alltag.

Bereits in den vergangenen Wochen hatte es in Baden-Württemberg und anderen Bundesländern immer wieder Warnstreiks und geschlossene Kitas gegeben. Zuletzt hatten etwa in Stuttgart mehr als 10 000 Streikende an einer Kundgebung teilgenommen, über 700 Einrichtungen im Südwesten waren einen Tag lang geschlossen.