Wird es ein letztes Aufbäumen oder das Warmlaufen für die „nächste Eskalationsstufe“? Am Mittwoch versammeln sich erneut Tausende Beschäftigte zu Warnstreiks und Kundgebungen in der Metall- und Elektrobranche.

Stuttgart - Vor der nächsten Gesprächsrunde in der Metalltarifverhandlung am Donnerstag erhöht die Gewerkschaft noch einmal den Druck. Rund 40 000 Beschäftigte sind zu Warnstreiks und Kundgebungen aufgerufen. Der Ruf von Südwestmetall-Chef Stefan Wolf nach einem sofortigen Stopp der Warnstreiks verhallt damit. „Ich finde, es reicht jetzt“, sagte er der Deutschen Presse-Agentur. Die breit angelegten Aktionen könnten nicht mehr als Warnstreiks bezeichnet werden.

 

Die IG Metall hat im Südwesten nach eigenen Angaben seit Ende der Friedenspflicht am 29. April 160 000 Beschäftigte mobilisiert. Die Firmen im Südwesten schulterten damit nach Angaben von Südwestmetall mehr als ein Drittel der bundesweiten Ausfallstunden.

Dabei macht sich Wolf durchaus Hoffnung auf eine Einigung vor den Pfingstferien, die am Wochenende in Baden-Württemberg beginnen. In Nordrhein-Westfalen habe es am Montag deutliche Signale gegeben, dass zumindest ein Einigungswille da sei. „Jetzt ist es einfach auch eine Frage der Arithmetik“, sagte Wolf. Dabei gehe es um Laufzeiten oder Differenzierungsfragen, die Ausnahmen für einzelne Betriebe vorsehen. „Jetzt müssen wir einfach gucken, dass wir das in der Nacht von Donnerstag auf Freitag in NRW vom Tisch kriegen“, sagte er.

Die Tarifgespräche werden am Donnerstag in Köln fortgesetzt. Erstmals seit sechs Jahren könnte damit ein Pilotabschluss für die Metall- und Elektroindustrie in Nordrhein-Westfalen verhandelt werden. Die ursprünglich für Mittwoch geplanten Gespräche in Baden-Württemberg sind auf Freitag verschoben.

Die Tarife für Deutschlands wichtigsten Industriezweig mit rund 3,8 Millionen Beschäftigten werden regelmäßig zunächst regional verhandelt. Im Laufe der Gespräche kristallisiert sich dann ein Pilotbezirk heraus, dessen Abschluss auf die anderen Tarifgebiete übertragen wird.

An den in Köln geplanten Verhandlungen nehmen auch die Bundesspitzen der IG Metall und des Arbeitgeberverbandes Gesamtmetall teil. Auch Wolf und sein Gegenpart, IG-Metall-Landesbezirksleiter Roman Zitzelsberger, reisen nach NRW.

Bislang kein verbessertes Angebot

Zitzelsberger hatte sich am Wochenende offen für Ausnahmeregelungen für Betriebe gezeigt, denen es wirtschaftlich nicht so gut geht. „Wenn klar ist, dass die Tarifparteien die Abweichung für die einzelnen Betriebe festlegen, will ich eine Lösung auf dieser Grundlage nicht ausschließen“, sagte er der „Stuttgarter Zeitung“ (Samstag).

Der Deutschen Presse-Agentur sagte Zitzelsberger mit Blick auf die Verhandlungen, noch gebe es aber kein verbessertes Angebot der Arbeitgeber. „Wir liegen immer noch meilenweit auseinander.“ Neben der Differenzierungsklausel seien Entgelt und Laufzeit mögliche Stellschrauben. „Die Arbeitgeber müssen sich allerdings von der irrigen Vorstellung lösen, eine Trendwende in der Lohnpolitik oder einen Billigabschluss durchsetzen zu können“, sagte Zitzelsberger.

Die Gewerkschaft fordert fünf Prozent mehr Geld über einen Zeitraum von zwölf Monaten. Die Arbeitgeber haben für 24 Monate Entgelterhöhungen in zwei Stufen angeboten, die sich auf 2,1 Prozent summieren. Dazu soll es eine Einmalzahlung von 0,3 Prozent geben.

„Allmählich tickt die Uhr“, warnte Zitzelsberger. Sollte es zu keiner Einigung kommen, werde man überlegen, was die nächsten Schritte sein könnten. Die IG Metall hat sich im vergangenen Jahr die Tagesstreiks ganz bewusst in die Satzung geschrieben, als kontrollierte Eskalationsstufe unterhalb einer Urabstimmung. Die bräuchte es, um zu einem regulären Streik aufrufen zu können. Zuletzt wurde vor 14 Jahren in einer Entgeltrunde der Metall- und Elektrobranche gestreikt.