Lars Eidinger als grandioser Psychopath kehrt zurück: Die „Tatort“-Folge „Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes“ ist ein beklemmender Hochspannungs-Krimi.

Kultur: Ulla Hanselmann (uh)

Kiel - Da ist mächtig Bewegung drin: Es gibt Doppelfolgen (der verschobene, nun Anfang Januar platzierte Schweiger-„Tatort“); es gibt länder- und teamübergreifende Ermittlungen (wie neulich das Rostocker und Magdeburger „Polizeiruf“-Cross-over). Immer wieder erstaunlich, zu welchen Verwandlungen die beiden Dinosaurier des TV-Krimis fähig sind. Mit „Borowski und die Rückkehr des stillen Gastes“ folgt die nächste Premiere: eine Fortsetzung.

 

Korthals, der zahnbürstenleckende „Lebensdieb“ ist zurück in Kiel – der Paketbote, der vor drei Jahren am Ende von „Borowski und der stille Gast“ entkam, was hitzige Diskussionen in der „Tatort“-Gemeinde nach sich zog. Im Sequel hat das biedere Monster seine Taktik verändert. Er „beschleicht die Frauen nicht mehr, er holt sie zu sich“, sagt Kommissarin Sarah Brandt (Sibel Kekilli). Der Autor Sascha Arango und die Regisseurin Claudia Garde inszenieren ein beklemmendes Wechselspiel zwischen Gut und Böse. „Ich bin kein schlechter Mensch“, beteuert Korthals, während Borowski (Axel Milberg) immer wieder Gesetzesgrenzen überschreitet, um seine Frieda Jung zurückzubekommen – auch Maren Eggert feiert hier ein starkes Comeback.

Atmo, Ästhetik, Raumsymbolik, Dramaturgie, alles greift suggestiv ineinander. Keiner scheint die Normalität des Bösen bedrohlicher verkörpern zu können als Lars Eidinger; Milberg kann seinem Borowski eine bisher nicht erreichte Tiefe geben. Über Logikpatzer sieht man da hinweg: Der Mutter will der Psychopath sein Kind „aus dem Bauch herausgeschnitten haben“. Wie er das angestellt hat? Keiner will’s wissen. Und warum ist die Frau nicht viel schneller tot? Egal. Herzklopfen bis zum Schluss: Korthals lebt.