Der „Tatort“ aus Köln inszeniert das Thema Zivilcourage als düsteres Sozialdrama. Der Blick in die Abgründe hinter bürgerlichen Fassaden ist zwar reizvoll, aber es mangelt an Spannung.

Stuttgart - Daniel Gerber (Matthias Reichwald) hätte nicht sterben müssen. Vielmehr wird der obdachlose Musiker in der „Tatort“-Folge „Freddy tanzt“ Opfer mangelnder Zivilcourage. Vor seinem Tod taucht der junge Mann schwer verletzt in einem Wohnhaus auf. Ziemlich schnell ist klar, dass drei Banker etwas mit dem Fall zu tun haben. Mit ihnen war Gerber zuvor aneinandergeraten. Doch warum hat keiner der Hausbewohner ihm geholfen?

 

Je mehr die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) die Antwort darauf suchen, desto tiefer werden die Abgründe, in die sie blicken. Der virile Eishockeytrainer Günther Baumgart (Robert Gallinowski) ist in Gerber verliebt, lässt ihn aber verletzt vor der Tür stehen. Zu groß ist die Angst, seine Ehe und seinen Job zu riskieren. Die alleinerziehende Kunstprofessorin Claudia Denk (Ursina Lardi) führt ein Doppelleben als Edelprostituierte, um sich eine teure Wohnung zu finanzieren. Und die zurückgezogen lebende Schriftstellerin Katja Petersen (Anna Stieblich) wird von ihrem gewalttätigen Exmann bedroht. Dass sie am Ende für den Tod Gerbers verantwortlich ist, kommt überraschend. Ein Opfer wird selbst zum Täter, wenn auch ohne Absicht.

Der Regisseur Andreas Kleinert inszeniert ein düsteres Sozialdrama, in dem Erfolg und Misserfolg, Ängste und Sehnsüchte nah beieinander liegen. Der Blick hinter die bürgerliche Fassade der bizarren Hausgemeinschaft und der dort gehüteten Geheimnisse ist zwar reizvoll, doch zu zäh sind die wiederkehrenden Gespräche mit Zeugen und die zum Scheitern verurteilte Suche nach einem Tatmotiv. Der behäbige Krimi wird durch Schenks aufkeimende Gefühle für die attraktive Claudia Denk und die karikaturhafte Überzeichnung einiger Figuren nicht spannender.