Wie fühlt es sich an, als Soldat von einem Bundeswehreinsatz in Afghanistan heimkommen und sich danach völlig fehl am Platz zu fühlen? Diesem Phänomen spürt der neue Kölner Tatort nach – und erzählt dabei fast nur nebenbei von den Ermittlungen zum Tod eines Drogenkuriers.

Stuttgart - Gewalt, Blut, Tod – was viele Soldaten im Auslandseinsatz sehen, das verändert sie, ihre Sicht auf das Leben, ihre Persönlichkeit. Sie leiden unter Flashbacks, zu deutsch Nachhallerinnerungen, sind aggressiv, nervös oder einfach nur von Grund auf verändert. Posttraumatisches Belastungssyndrom (PTBS) nennen das die Experten. Der Kölner Tatort „Fette Hunde“ (ARD, 02. September 2012 um 20.15 Uhr oder in der ARD-Mediathek) setzt sich mit diesem Phänomen auseinander – und gerät so eher zu einer Art Sozialstudie denn zu einem Krimi.

 

Zunächst jedoch finden sich die Kommissare Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) und Freddy Schenk (Dietmar Bär) auf einem Kölner Truppenübungsplatz wieder. Dort wurde die Leiche von Milad Rahimi (Reza Brojerdi) gefunden, erschossen, grausig ausgeweidet und in einem Bunker entsorgt. Die Ermittler finden heraus, dass der junge Afghane erst vor kurzem in Deutschland gelandet ist und offenbar Heroin in seinem Körper geschmuggelt hat. Das hat sich der Empfänger nun gewaltsam geholt – daher der unappetitliche Zustand der Leiche. Und: Rahimi war nicht allein. Seine Schwester Amina (Maryam Zaree) ist mit ihm gereist und jetzt wie vom Erdboden verschluckt.

Probleme mit der Wiedereingliederung

Die Ermittlungen führen die beiden Beamten zu einer Gruppe Bundeswehrsoldaten, die gerade erst von einem Afghanistan-Einsatz heimgekehrt sind. Pikant: Sebastian Brandt (Roeland Wiesnekker), Ehemann von Ballaufs und Schenks ehemaliger Kollegin Lissy Brandt (Anna Loos), ist als Übersetzer ebenfalls Teil der Truppe. Die Heimkehrer finden sich in Deutschland nicht mehr zurecht (Ex-Soldat Matthias Jahn: „Wir werden hier nicht mehr gebraucht.“), geraten mit ihren Familien aneinander (Lissy Brandt: „Was hat er eigentlich gegen uns? Haben wir uns zu viel gefreut, oder zu wenig?“) oder leiden unter Flashbacks ihrer traumatischen Erlebnisse. Doch haben Sebastian Brandt und seine Kameraden auch die Finger im Drogenschmuggel und etwas mit Rahimis Tod zu tun?

Dieser Tatort zeigt mal wieder: Zu viel ist nicht immer gut. Denn was Regisseur Andreas Kleinert hier bietet, ist ein sozialkritisches Drama über das Problemfeld Auslandseinsätze der Bundeswehr, bei dem irgendwie rein zufällig ein Mord passiert – was die Ermittlungen über weite Teile des Films fast zur Nebensache degradiert. Das zeigt sich schon daran, dass beinahe 30 Minuten vergehen, bevor die Mordermittlungen überhaupt beginnen. Da dürfte schon so mancher Zuschauer weggezappt haben. Und um „Fette Hunde“ eine runde Sache zu nennen, bleiben am Ende einfach zu viele Fragen offen, zu viele Fäden unverknüpft, die Krimi-Handlung zu beliebig um das Drama gestrickt.

Nichts zum Raten und Rätseln

Trotzdem: Dieser Tatort hat durchaus seine spannenden Momente, stimmungsvolle Bilder und talentierte Darsteller. Wem es nicht so sehr ums Raten und Rätseln geht, ist bei „Fette Hunde“ ganz gut aufgehoben.

Schönste Krimifloskel: „Ich hoffe, Sie haben gut gefrühstückt“, sagt Dr. Roth (Joe Bausch), als er sich mit Ballauf und Schenk über die Leiche von Milad Rahimi beugt.

Heimliche Stilikone: Alaaf und Helau – die Karnevals-Kostüme, die Amina Rahimi in einem Schaufenster so kritisch beäugt, sind schräg, schrill und quietschbunt – Kölner Karneval eben.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Nach rund einer Stunde keimt der erste Verdacht auf. Doch es dauert noch fast 25 Minuten, bis Ballauf und Schenk dieses Bauchgefühl mit Fakten untermauern können.

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