Die Ermittler im Leipziger Tatort „Todesbilder“ haben ein Luxus-Problem: zu viele Verdächtige. Leider geht darüber die Spannung etwas verloren.

Stuttgart - Was lässt einen Krimi zu einem trockenen und ziemlich zähen Fernsehfilm werden? Hölzerne Dialoge, schlechte Darsteller, eine langweilige Story – das zumindest würde wohl den meisten auf Anhieb einfallen. Der neue Leipziger Tatort „Todesbilder“ (Sonntag, 20.15 Uhr, ARD und in der Mediathek ) hat allerdings ein ganz anderes, eher ungewöhnliches Manko: zu viele Verdächtige.

 

Los geht es mit dem Mord an dem Hochzeitspaar Annika Freser (Lisa Bitter) und Peter Baumann (Lars Jokubeit). Die frisch Vermählten liegen am Morgen nach der großen Feier tot im Gras, brutal erschlagen und blutüberströmt. Nichts für schwache Nerven, denn hier wurde nicht an Filmblut gespart. Doch wer würde ein glückliches Paar so zurichten?

Ein schmieriger Onkel

Die Hauptkommissare Eva Saalfeld (Simone Thomalla) und Andreas Keppler (Martin Wuttke) stoßen bei ihren Ermittlungen auf Florian Koll (Jörg Malchow), seines Zeichens Ex-Freund der toten Braut und emotional labil. Außerdem erscheint er nicht zum angeordneten DNA-Test und fackelt auch noch ein Beweisstück ab – eigentlich der perfekte Verdächtige.

Oder hat Annika Fresers Onkel, ein schmieriger Fahrlehrer mit Pornobildern auf dem Rechner, mehr zu verbergen als einen alten Familienstreit?

Dann gerät jedoch Eva Saalfelds Jugendliebe, der Fotograf Roman Rustaveli (Merab Ninidze), ins Visier der Ermittler. Der gebürtige Georgier mit dem schwierigen Charakter (Saalfeld: „Der ist zwischen zwei Welten aufgewachsen, so eine Art Heimatloser.“) arbeitet bei der örtlichen Zeitung und ist für die Tatort-Fotos zuständig. Als ein zweiter Mord geschieht und Keppler ein wichtiges Beweisstück entdeckt, scheint die Lösung des Falles zum Greifen nah.

Zu viele Verdächtige

Was in manchen Krimis Mangelware ist, das gibt es in „Todesbilder“ im Überfluss: Verdächtige. Kaum haben Saalfeld und Keppler einen potenziellen Mörder unter die Lupe genommen, taucht auch schon der nächste am Horizont auf.

Klingt vielleicht nach Rätselspaß, ist aber leider eher genau das Gegenteil – denn anstatt einzelne Handlungsstränge konsequent zu verfolgen, springt Regisseur Miguel Alexandre wild von einem zum anderen, jagt mal den einen Verdächtigen und in der nächsten Sekunde schon einen anderen. So bleiben eine stimmige Handlung und jedweder Krimi-Nervenkitzel auf der Strecke – und am Ende zu viele Fragen offen.

Die Brautleute wurden ziemlich brutal zugerichtet.MDR/HA Kommunikation

Schönste Krimifloskel: „Kein schöner Anblick“ – so begrüßt Kriminaltechniker Menzel (Maxim Mehmet) die Kommissare am ersten Tatort. Da stellt sich doch die Frage: Kann eine Leiche überhaupt ein schöner Anblick sein?

Heimliche Stilikone: Was Altes, was Neues, was Geborgtes, was Blaues: das alles braucht eine Braut fürs Eheglück, heißt es im Volksmund – und Annika Freser ist natürlich tip top ausgestattet.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: In Minute 49 liegt die Lösung eigentlich auf der Hand, doch die Kommissare sind noch eine ganze Weile auf der falschen Fährte.