Seit 25 Jahren ermittelt Lena Odenthal in Ludwigshafen. Der Jubiläums-„Tatort“ fällt düster aus, aber genau das zeichnet „Blackout“ aus – und das dichte Spiel von Ulrike Folkerts als psychisch angeknackster Kommissarin.

Stuttgart - Ausgerechnet in der Jubiläumsfolge gerät Lena Odenthal in die Krise. In ihren fünfundzwanzig Dienstjahren hat sich die sportlich-toughe Ludwigshafener Ermittlerin zwar nach und nach gewandelt und wurde lockerer, mitfühlender und reifer. Doch die Entwicklung, die ihre Figur in „Blackout“ nimmt, ist ziemlich radikal – und doch schlüssig. Zugleich bringt diese Entwicklung das erstarrte personelle Gefüge im Kommissariat in Bewegung.

 

Der frische Wind kommt in Person von Johanna Stern, verkörpert von Lisa Bitter, die unter Hasko Weber im Stuttgarter Schauspiel engagiert war – jetzt ist sie die „operative Fallanalytikerin“ vom LKA, die den urlaubenden Mario Kopper vertritt: jung, forsch, faktenfixiert und dazu als verheiratete Mutter eine Frau mit perfekter Work-Life-Balance. Johanna Stern, künftig fest im Team, ist der Spiegel, in den Lena Odenthal schaut. Und was sie sieht, bringt sie zu Fall: eine Frau um die fünfzig, die nur für den Job lebt – das Einzige, was sie hat, sind ihre Katze und Spaghetti-Rotwein-Abende mit ihrem Kollegen und Mitbewohner Kopper. Diese existenzielle Krise gräbt sich ins Gesicht der Kommissarin: hängende Mundwinkel, müder Teint – Odenthal läuft mit Leichenbitter-Miene durch den gesamten Film. Dabei wirkt das Versagen nie aufgesetzt, so dass Ulrike Folkerts jenseits leidiger Krimi-Routinen endlich auch mal ihr souveränes Spiel zeigen kann, etwa wenn sie einem Barkeeper ihre größte Angst anvertraut: dass sie irgendwann tot in ihrer Wohnung liegt und die Katze anfängt, sie aufzufressen. Dass es dem Drehbuch dazu noch gelingt, den Fall nicht zur Nebensache zu degradieren, sondern die Geschichte eines Rachemords mit dem privaten Erzählstrang zu verweben, macht „Blackout“ durchweg sehenswert. Spannend, wie es mit dieser Lena Odenthal weitergeht.