Mit „Geburtstagskind“ hat sich der Tatort nach der Sommerpause zurückgemeldet. Allerdings war nicht nur die Szenerie arg herbstlich – der Fernsehfilm ist auch arg lieblos und klischeeverliebt umgesetzt worden, findet Adrienne Braun.

Stuttgart - So sieht eine glückliche Kindheit aus: Kuchen und Kerzen auf dem Tisch und die Familie fröhlich gratulierend. Aber bei Amina will keine Freude aufkommen. Als es klingelt und ihr leiblicher Vater vor der Tür steht, ahnt man, dass das Mädchen schon einiges mitgemacht haben könnte. Es gibt Streit, der Vater wird des Hauses verwiesen – kurz darauf findet man Amina tot im Wald. Schlimmer noch: die 14-Jährige war schwanger.

 

Mit „Geburtstagskind“ hat sich der Tatort nach der Sommerpause zurückgemeldet und ein Thema gewählt, das schon häufiger zur Sprache kam. Aminas Familie gehört einer dubiosen Glaubensgemeinschaft an, der neue Familienvater ist Vorsteher des „Kreises der Gnade“. Er will die Mutter mit ihren Kindern retten und regiert mit tyrannischer Harmoniesucht.

Der Frömmler ist der Mörder – na klar

Doch der Tatort aus Luzern setzt auf Zurückhaltung. So wenig wie die Umwelt von dem ermordeten Mädchen wusste, so wenig erfährt der Zuschauer. Die Figuren sind nur grob skizziert, das Leben in der Familie beschränkt sich auf viele bedeutsame Blicke, auch Sarah Spale als Mutter bleibt farblos und ist über weite Strecken fast bewegungslos und stumm. Nur der leibliche Vater (Marcus Signer) sorgt für Spannung, als er seine zweite Tochter entführt und droht, den Kommissar zu erschießen.

Letztlich wirkt dieser Tatort blutleer und plätschert uninspiriert dahin. Auch die  ständigen Aggressionen zwischen den Ermittlern Reto Flückiger (Stefan Gubser) und Liz Ritschard (Delia Mayer) sind eher lästig als glaubhaft. Dass am Ende der Stiefvater der Täter war, ist die größte Enttäuschung dieses herbstlich-trostlosen Tatorts. Auch hier hat man lieblos das abgenutzte Klischee wiederaufgewärmt, dass der frömmlerische Gutmensch einfach der Mörder sein muss.