Maximilian Brückner und Gregor Weber haben bei ihrem letzten „Tatort“-Auftritt geglänzt. Sonst ging es ziemlich düster zu.

Stuttgart - Maximilian Brückner und Gregor Weber, die scheidenden Kommissar-Darsteller, haben ihre Sache gut gemacht. Sie haben gebrüllt, geweint und geschlagen. Sie haben gezeigt, dass so ein Ermittler ja auch nur ein Mensch ist, in dem ein bisweilen nicht richtig zu kontrollierender Gefühlsstrudel tobt. Maximilian Brückner und Gregor Weber alias Franz Kappl und Stefan Deininger waren um Klassen besser als ihre Kolleginnen und Kollegen, die in „Verschleppt“ die Aufgabe hatten, eine ihnen zuarbeitende Sonderkommission (Soko) unter Druck zu verkörpern. Dabei kam viel hektisch Aufgesagtes heraus, so als würden alle dem Irrglauben aufsitzen, die letzte „Tatort“ Folge der glorreichen Kommissare müsste mit einer Viertelstunde Sendezeit auskommen.

 

Alles auf einmal

Aber es ist ja auch schwer, wenn ein einzelner Sonntagabend-Krimi alles auf einmal sein will. Erstens natürlich ein Thriller: gelingt es, ein vermutlich irgendwo eingekerkertes Mädchen zu retten, oder ist der Tod doch schneller als die hektischste aller Sokos? Zweitens eine Psychostudie, die bis ins Innerste ausleuchen will, wie Druck und Schuld und Scheitern auf Menschen einwirken können. Und drittens möchte dieser Abschieds- „Tatort“ für Maximilian Brückner und Gregor Weber am liebsten noch ein Avantgardefilm sein, mit allerlei visuellen Experimenten, viel Düsternis und künstlerisch wertvollen Schlieren, die wahrscheinlich das Grauen metaphysisch verabsolutieren sollen. Oder so.

Das ist ganz schön viel für anderthalb anstrengende Stunden, und der Umstand, dass dieser „Tatort“ dazu noch versucht, gesellschaftlich relevante Themen zu verhandeln, lässt „Verschleppt“ schließlich überlaufen. Pädophilie. Führungskräftefrust. Warum nicht auch noch Eurokrise? Am Ende fällt der Abschied leicht.

Der Tatort "Verschleppt" in der ARD-Mediathek.