Ein Krimi, der trotz des Standardrepertoires seine spannenden Momente hat - aber eben auch seine unfreillig komischen.

Titelteam Stuttgarter Zeitung: Thea Bracht (tab)

Stuttgart -  Na, das ist wirklich kein schöner Tod: Der Bauunternehmer Detlef Börner wird in seinem Baucontainer von einer Baggerschaufel regelrecht aufgespießt. Der Täter spritzt seinem schwer verletzen Opfer ein gerinnungshemmendes Mittel und lässt es langsam verbluten. „Da bekommt das Wort Gewaltverbrechen einen ganz neuen Sinn“, sagt der Kommissar Thorsten Lannert (Richy Müller) zu seinem Kollegen Sebastian Bootz (Felix Klare).

 

Ebenso qualvoll stirbt die Restaurantbesitzerin Sigrun Karrenbrock (wer hat sich nur diesen Namen ausgedacht?). Sie wird im beschaulichen Marbach gekidnapped, geknebelt und später auf einem Feldweg über dem Neckar mit einem Geländewagen überrollt. Das Ganze gleicht einer Hinrichtung. Ziemlich schnell wird klar, dass die beiden Fälle zusammenhängen. Aber wer ist die junge Frau auf dem Foto, das an beiden Tatorten gefunden wird?

Wer so brutal mordet, will Rache üben. Aber wen oder was will er rächen? Und noch eines ist klar: Michael Joswig, ein früherer Freund des Bauunternehmers Börner, weiß mehr als er zugibt. Auch er bangt um sein Leben und das seiner Familie.

Spannung wird mit sehr klassischen Krimi-Mitteln erzeugt. Der Täter beobachtet seine Opfer in der Dunkelheit, bevor er zuschlägt. Der Kreis der Verdächtigen könnte aus einem Lehrbuch für Drehbuchschreiber stammen. Das muss nicht schlecht sein – und der Tatort "Das erste Opfer" hat trotz mehrerer Standardeinstellungen seine spannenden Momente.

Seltsam nur, dass die beiden Kommissare angesichts der Brutalität der Verbrechen erstaunlich unbeteiligt bleiben. Es scheint sich um einen eiskalten Serienmörder zu handeln – doch Bootz muss sich wegen einer Fortbildung seiner Frau verstärkt um die beiden Kinder kümmern, während Lannert an der Nachbarschaftsfront kämpft. Welcher Vandale hat nur seinen alten Porsche mit Rasierschaum und Gartenabfall beschmutzt? Als die beiden zusammen Wäsche zusammenlegen, wirkt das regelrecht komisch. Solche Banalitäten des Alltags nerven nicht nur die beiden Kommissare - auch der Zuschauer hätte sich ein bisschen mehr Tiefgang gewünscht.

Schlimmste Geschmacklosigkeit: Die beiden Opfer, schön wieder zugenäht, liegen in der Pathologie wie ein Liebespaar nebeneinander.

Heimliche Stilikone: Stuttgart - selten gibt es so viele herrliche Blicke auf die Stadt. Halb Stuttgart scheint in Halbhöhenlage zu wohnen.

Gefühlter Moment, in dem der Fall gelöst ist: Dass Michael Joswig den Schlüssel zum Fall kennt, wird sehr früh klar. Wer da so heftig gemordet hat, ahnt man etwa in der 60. Minute.

Schönste Krimifloskel: Kommissar Sebastian Bootz: „Das ist aber viel Blut.“

Der Tatort "Das erste Opfer" läuft am Sonntag, 9. Oktober, von 20.15 Uhr an in der ARD. Zudem ist er in der ARD-Mediathek zu sehen.