Der 1:0-Sieg von Borussia Dortmund gegen RB Leipzig lenkt von einer traurigen Tatsache ab: Das ehemalige Jahrhunderttalent Mario Götze wird auch in Dortmund nicht gebraucht.

Freizeit & Unterhaltung : Ingmar Volkmann (ivo)

Dortmund - Mario Götze galt als Jahrhunderttalent, als er 2013 von Borussia Dortmund zu Bayern München wechselte. Im bayerischen Ballett an der Säbener Straße konnte er sich indes nicht durchsetzen. Mit der Rückkehr von Götze in sein angestammtes Revier zu Beginn dieser Saison war die Hoffnung verbunden, dass der 24-Jährige endlich wieder sein Potential abrufen würde.

 

Die traurige Realität: Götze wird beim BVB nicht einmal gebraucht, wenn es gegen RB Leipzig geht, den stärksten Aufsteiger seit Erfindung des Fußballs. Götze blieb 90 Minuten lang draußen, als der BVB gegen die ersatzgeschwächte Betriebssportgruppe von Red Bull gewann.

Pep Guardiola hat Mario Götze scheinbar nachhaltig verunsichert

Ottmar Hitzfeld hatte kürzlich im „Kicker“-Interview erklärt, es sei ihm ein Rätsel, wieso Götze seine Leistungen nicht abrufen könne, obwohl er in ein für ihn vertrautes Terrain zurückgekehrt sei. Zweieinhalb Jahre ist es her, dass Jogi Löw Mario Götze den legendären Satz einflüsterte, „zeig der Welt, dass du besser bist als Messi.“ Das zeigte er, allerdings nur 15 Minuten lang, bis er nach seiner Einwechslung den Siegtreffer gegen Argentinien im WM-Finale erzielte.

Vielleicht hat es Götze nachhaltig verunsichert, dass er als einziger Bayern-Spieler unter Pep Guardiola vom getriebenen Katalanen nicht als super, super, super Spieler verehrt wurde. Vielleicht ist der aktuelle Trainer des BVB, Thomas Tuchel, ja aber genauso sperrig wie Pep Guardiola. Vielleicht wäre Götze besser in München geblieben, wo ihn der drollige Spielerversteher Carlo Ancelotti mit Pasta und Zuneigung wieder aufgerichtet hätte.

Oder ist es der späte Fluch der Fritz-Walter-Medaille?

Vielleicht lastet auf Götze aber auch der Fluch der Fritz-Walter-Medaille, mit der seit 2005 die jahrgangsbesten Nachwuchstalente in Deutschland vom DFB auszeichnet werden. Der Fluch der Medaille wird längst mit dem legendären Nutella-Desaster verglichen. Zur Erinnerung: Nachdem Kevin Kuranyi, Andreas Hinkel und andere für das ungesunde Frühstück geworben hatten, waren ihre internationalen Karrieren beendet.

Mit der Fritz-Walter-Medaille verhält es sich ähnlich. Für viele der Ausgezeichneten war der Preis am Ende zu heiß. Marko Marin, 2008 mit der Fritz-Walter-Medaille in der Altersklasse U18 ausgezeichnet, galt einige Spiele lang als Kreuzung aus Thomas Häßler und Pierre Littbarski mit doppelt so glänzenden Karriereaussichten. Marin feierte schließlich seinen größten Erfolg als Testimonial für einen Sekundenkleber.

Andere Fritz-Walter-Medaillen-Gewinner: Marko Marin und Peniel Mlapa

Als „Pattex-Hanging-Man“ dribbelte er von der Decke hängend. Nach Stationen bei Vereinen in allen Ligen der Vereinten Nationen schnürt er aktuell für Olympiakos Piräus seine Stiefel. Weiteres Beispiel: Peniel Mlapa, 2010 mit der Fritz-Walter-Medaille ausgezeichnet, hat in der aktuellen Spielzeit sechs Tore erzielt – für den VfL Bochum in der Zweiten Liga.

Falls es also wirklich an der vermaledeiten Medaille liegen sollte, die nur bei Fritz-Walter-Wetter schön glänzt, könnte sich Mario Götze ein Beispiel an Marco Terrazzino nehmen. Der hatte 2009 den Preis als bester Spieler unter 18 Jahren gewonnen, in dem Jahr, in dem Götze als größtes Talent unter 17 ausgezeichnet wurde. Terrazzino versucht es gerade zum zweiten Mal in Hoffenheim. Nachdem er während dieser Spielzeit in die zweite Mannschaft verbannt worden war, traf er im Spiel gegen Mainz nach seiner Einwechslung zum 2:0. Anschließend sprang das halbe Dorf inklusive Trainer Julian Nagelsmann und Mannschaft auf Terrazzino – vor Erleichterung, dass der Fluch der Medaille zumindest in Sinsheim gestoppt werden konnte.