Sie sind arm, einsam und bitter enttäuscht vom Leben: Diese Verzweiflung ist es, die die greisen Bewohner eines schäbigen Altenheims im österreichischen Tatort „Paradies“ zu skrupellosen Tätern werden lässt. Dem Zuschauer beschert das einen sehenswerten Tatort.

Stuttgart - Sie sind arm, einsam und bitter enttäuscht vom Leben: Diese Verzweiflung ist es, die die greisen Bewohner eines schäbigen Altenheims mitten in der steiermärkischen Pampa zu skrupellosen Tätern werden lässt. Dem Zuschauer beschert das einen sehenswerten „Tatort“.

 

Die Alten, allesamt nur mit der Mindestrente ausgestattet, wollen sich aus dem trostlosen Heimdasein freikaufen, bevor es zu spät ist. Dazu schmuggeln sie auf dem Rückweg ihrer wöchentlichen Kaffeefahrten nach Ungarn Crystal Meth über die Grenze nach Österreich. Mit 200 Euro pro Kurierdienst kommen sie ihrem Traum vom Paradies jede Woche ein kleines Stück näher – bis der Vater der Majorin Bibi Fellner (Adele Neuhauser) stirbt. Er vererbt seiner Tochter 30 000 Euro, eine unvorstellbare Summe für einen Sozialhilfeempfänger. Die Spürnasen von Fellner und ihrem Kollegen Moritz Eisner (Harald Krassnitzer) riechen, dass etwas faul ist.

„Paradies“ – nach dem Drehbuch von Uli Brée und mit Harald Sicheritz als Regisseur – ist der zehnte gemeinsame Fall von Fellner und Eisner, aber der erste, der in der Steiermark spielt. Trotz komödiantischer Elemente und der einen oder anderen zähen Passage trifft das Thema Altersarmut den Zuschauer mit voller Härte. In einer solchen Baracke, in der die Wände grauer sind als in der finstersten DDR und die Bewohner nur noch als Schatten ihrer selbst durch die Flure schleichen, möchte niemand seinen Lebensabend verbringen. Vor allem Peter Weck, der den Armutsrentner und Mörder Paul Ransmayr spielt, lässt den Zuschauer diese tiefe Trostlosigkeit nachempfinden. Wer nach diesem Sonntagabend nicht noch einmal über seine eigene Altersvorsorge nachdenkt, ist vermutlich bereits nach dem „Tatort“-Jingle eingeschlafen.