Das jecke Treiben in der „fünften Jahreszeit“ kann tödlich sein – wie die Kölner Kommissare Max Ballauf und Freddy Schenk erfahren. Und wer ist schuld? Natürlich „die da oben....“ auf dem Festwagen.

Köln - Todesursachen in Köln: zur Karnevalszeit einfach mal „Helau, ich wünsch’ euch einen schönen Fasching!“ in die Runde rufen. Was auf diesem Gebiet ebenfalls denkbar ist, erforschen Max Ballauf und Freddy Schenk im Kölner Tatort „Tanzmariechen“. Als ob die „fünfte Jahreszeit“ in Köln nicht schon aufreibend genug wäre, liegt da auch noch pünktlich zum Auftakt der Karnevalssaison die Tanztrainerin Elke Schetter (Katja Heinrich) erschlagen in der Wagenhalle des Karnevalsvereins „De Jecke Aape“ – grob übersetzt: „der verrückte Affe“. Als sie noch lebte, war die schroffe Dame eine nahezu unüberwindbare Instanz im Karnevalsgeschäft – eine, die auch „harte Entscheidungen“ traf.

 

Zwei Monaten zuvor hatte sie die talentierte Tänzerin Evelyn aus dem Verein geworfen. Die konnte weder dem Konkurrenzkampf noch dem Mobbing der Kolleginnen und der anschließenden Schmach des Rauswurfs standhalten: Die 16-Jährige stürzte sich von der Kölner Südbrücke in den Rhein.

Während Kommissar Max Ballauf (Klaus J. Behrendt) schon mit dem „Pappnasengedöns“ an sich hadert, zeigt sich Kollege Freddy Schenk (Dietmar Bär) dem Kölner Kulturgut samt begleitendem Wahnsinn gegenüber aufgeschlossen. Schnell wird offensichtlich: „De Jecke Aape“ besticht nicht nur durch jecken Frohsinn, sondern vielmehr durch Hauen, Intrigen und Niedertracht. Kurz, es mangelt nicht an Verdächtigen, die die Tanzlehrerin auf dem Gewissen haben könnten.

Unvorteilhaftes Licht

Da ist zum Beispiel der Karneval-Enthusiast Rainer Pösel (Tristan Seith), der sich trotz des Suizids seiner Tochter noch im Verein engagiert. Er gibt der erschlagenen Tanzlehrerin die Schuld am Tod seiner Tochter – und Günther Kowatsch (Herbert Knaup), dem schmierigen Bauunternehmer und skrupellosen Präsidenten von „De Jecke Aape“. Und dann gibt es auch noch Saskia (Sinja Dieks) und Annika (Natalia Rudziewicz) – erbitterte Konkurrentinnen um die prestigeträchtige Rolle des Tanzmariechens.

Der Regisseur Thomas Jauch und der Autor Jürgen Werner brauchen nicht lange, um den Frohsinn des Karnevals in ein unvorteilhaftes Licht zu rücken. Bei ihnen ist die fünfte Jahreszeit ein reaktionäres Sinnbild für die Welt: „Die da unten“ schimpfen über „die da oben“, würden aber alles hinnehmen und dafür tun, selbst Teil des erlauchten Kreis sein zu dürfen. „Die Bonzen da oben auf dem Festwagen – das ist nicht der Karneval. Das sind wir, die einfachen Leute auf der Straße!“, sagt der fantastisch spielende Tristan Seith als Vater, dessen Karnevalsobsession die eigene Familie an den Rand des Wahnsinns treibt.

Dass „Tanzmariechen“ trotzdem weder zur dusseligen Schenkel- und Poposchau, noch zur zwangspädagogischen Karnevalskritik oder zum Klamauk verkommt, spricht für alle Beteiligten. Ein solides Stück Krimi.