Ein 28-Jähriger muss sich vor dem Konstanzer Landgericht wegen Mordes und versuchten Mordes an zwei Taxifahrerinnen verantworten.

Singen am Hohentwiel - Der 8. Juni 2010 war in Singen am Hohentwiel ein bildschöner Frühsommertag mit Temperaturen nahe 30 Grad. Um 14.15 Uhr stieg an diesem Dienstag am Bahnhof ein 28-Jähriger Mann in ein Taxi ein. Chauffeurin ist eine 44-jährige attraktive Frau. Er gibt an, er wolle in Richtung zur Autobahn 81 gebracht werden. Damit nimmt ein Drama seinen Anfang, an dessen Ende ein Mord und Mordversuch, schwere Körperverletzung und Vergewaltigung stehen. Diesen Vorwürfen muss sich ein Russlanddeutscher von Dienstag an vor der 4. Strafkammer des Landgerichts Konstanz stellen. Wird der Maler und Lackierer verurteilt, droht ihm eine lebenslange Haftstrafe.

Der Wagen der 44-jährigen Taxifahrerin wird nach einer Suchaktion am frühen Morgen um drei Uhr von einer Polizeistreife auf einem Feldweg am Ortsausgang von Singen gefunden. Die Frau ist schwer verletzt. Sie hat Stiche in Hals und in die Luftröhre erlitten. Bevor der Täter sie verließ, vergewaltigte er sie. Eine Notoperation im Krankenhaus Singen rettet ihr das Leben. Am selben Tag, dem 9. Juni, steigt mutmaßlich der gleiche Mann gegen neun Uhr früh in Friedrichshafen in ein weiteres Taxi ein. Wiederum ist eine attraktive Frau die Fahrerin, eine blonde, zierliche 32-jährige alleinerziehende Mutter von zwei Kindern im Alter von sechs und neun Jahren. In Friedrichshafen weiß niemand von der schlimmen Tat in Singen.

Auf dem Parkplatz sticht er zu


Ziel der Fahrt ist dieses Mal die Insel Mainau. Auf der Blumeninsel verlässt der Täter für einige Zeit das Taxi. Etwa gegen 10.45 Uhr meldet sich die junge Frau bei ihrem Chef. "Sie war bester Dinge, freute sich über die lukrative Fahrt und fragte nur, ob sie den Taxameter ausstellen sollte, was ich bejahte", erinnert sich der Unternehmer. Auf dem Rückweg nimmt die Fahrt in Hagnau (Bodenseekreis) ein jähes Ende. Auf dem viel frequentierten Parkplatz des Strandbads lässt der Fahrgast halten, sticht der Fahrerin mit einem Springmesser mehrfach in den Hals und schneidet ihr die Kehle durch. Die Frau stirbt.

Der Verdächtige flüchtet zu Fuß und mit einem Rad. Er fragt in Friedrichshafen-Manzell Touristen nach dem Weg. Denen fällt seine mit Blut und Schmutz verdreckte Hose auf. Trotz Ringfahndung der Polizei ist er wie vom Erdboden verschwunden. Ermittler halten es für wahrscheinlich, dass Freunde oder Verwandte, von denen einige in Friedrichshafen wohnen, dem Angeklagten geholfen haben. Der Aussiedler stammt aus Russland und war vermutlich mit seinen Eltern und Großeltern nach Deutschland gekommen.