Ihre Strahlkraft haben die Pläne für die Technologieplattform Bioenergie und Methan (TBM) im Geislinger Gewerbepark Schwäbische Alb schon seit 2011 verloren. Auch wenn jetzt die Gesellschafter des einstigen Zukunftsprojekts aussteigen: Im Gewerbepark wird innovativ produziert.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen - Ihre Strahlkraft haben die Pläne für die Technologieplattform Bioenergie und Methan (TBM) im Geislinger Gewerbepark Schwäbische Alb schon seit 2011 verloren. Damals wurde klar, dass der Bau der auf 27 Millionen Euro veranschlagen bundesweit beachteten Pilotanlage zur Holzvergasung wirtschaftlich nicht trägt. Jetzt wird die dazugehörige Gesellschaft, die TBM Gmbh und CoKG abgewickelt. Ihr Geschäftsführer, der Chef der Energieversorgung Filstal (EVF) Martin Bernhart, erklärt, bis zum Jahresende würden sich fast alle der ursprünglich einmal zwölf Gesellschafter verabschiedet haben. Auch der Geislinger Gemeinderat hat sich mit diesem Thema beschäftigt. Die EVF möchte die Gesellschaftsanteile übernehmen und das Konstrukt als Vorratsgesellschaft für mögliche zukünftige Aufgaben erhalten.

 

Andere ähnliche Anlagen sind längst insolvent

„Wir hatten noch Glück, dass wir nicht in die Bauphase getreten sind“, erklärt Bernhart rückblickend und verweist auf eine Anlage im österreichischen Güssing, wo der Prototyp einer Holzvergasungsanlage steht. Der Betrieb ging genauso insolvent wie eine neuere Anlage in Villach, die 2013 offenbar nach dem Auslaufen der staatlichen Subventionen ebenfalls Insolvenz anmelden musste.

Die kommerzielle Holzverstromung war das Ziel

Die EVF hatte gemeinsam mit elf Partnern, darunter die Stadtwerke Geislingen, die Geislinger Alb-Elektrizitätswerke und die Universität Karlsruhe ein innovatives Projekt zur kommerziellen Verstromung und Methanisierung von Holz vorangetrieben. Unter Einsatz von Waldrest- und Landschaftspflegeholz hätten in einer beispielgebenden Anlage im Gewerbepark Schwäbische Alb in Geislingen-Türkheim pro Jahr 23 Millionen Kilowattstunden Strom und 30 Millionen Kilowattstunden Wärme erzeugt werden sollen. Gleichzeitig waren Forschungseinrichtungen geplant, in denen die Uni Stuttgart, das Zentrum für Sonnenenergie- und Wasserstoffforschung Baden-Württemberg sowie das Deutsche Biomasseforschungszentrum die Wirkungsweise der Prozesse demonstrieren und wissenschaftlich auswerten wollten. Spannend wäre hier vor allem die Frage gewesen, wie man aus Biomasse Wasserstoff erzeugen kann.

Heute werden hier Gärgase zu Bioerdgas veredelt

Die Betriebs- und die Baugenehmigungen für die TBM lagen genauso vor wie Zuschusszusagen von Bund und Land in Höhe von 4,1 Millionen Euro. Doch als die Holzpreise im Zuge des Energieausstiegs in die Höhe geschossen seien, habe sich die geplante Anlage nicht mehr gerechnet, sagt Bernhart. „Wir hätten pro Jahr eine Million Euro Verlust gemacht“, vermutet der EVF-Chef, der das als nicht akzeptabel einstufte.

Inzwischen haben sich im Gewerbepark ersatzweise das Unternehmen Schradenbiogas, die EnBW und die EVF angesiedelt, die hier Hand in Hand arbeiten und aus Gärgasen aus vergorenen Speiseresten in einem ebenfalls innovativen Veredelungsverfahren Bioerdgas erzeugen, das in das Netz eingespeist, rund 1600 Haushalte versorgen kann. Die Einspeiseanlage, die bereits in Betrieb ist, wird am Montag, 6. Oktober von Umweltminister Franz Untersteller feierlich eröffnet.