Mit einem Technik-Truck möchten Wissenschaftler auf technische Berufe aufmerksam machen. Im Inneren des Lastwagens können Schüler an verschiedene Stationen ihr technisches Können erproben. Weiter Projekte zur Berufsberatung sind geplant.

Gerlingen - Auf dem Stundenplan der Neuntklässler der Realschule Gerlingen steht ein besonderes Projekt. In dem Technik-Truck, der von Donnerstag bis Freitag bereits zum zweiten Mal auf dem Marktplatz in Gerlingen steht, dürfen die 14- bis 15-jährigen Schüler Arbeitsschritte aus technischen Berufen simulieren. An den Geräten im Inneren des großen blauen Lastwagens scannen die Schüler dreidimensional, steuern Roboter über ein Handy und prüfen Luftwiderstände in einem Windkanal. Dahinter steckt die Idee, den Schülern die Inhalte einer technischen Ausbildung oder eines naturwissenschaftlichen Studiums nahezubringen.

 

Mit an Bord des Trucks, der seit 2015 durch Baden-Württemberg tourt, sind immer drei Wissenschaftler, dieses Mal eine Physikerin, eine Molekularbiologin und ein Chemiker. „Wir wollen den Schülern zeigen, dass Technik interessant ist und es viele Berufsmöglichkeiten in dem Bereich gibt“, sagt die Physikerin Katinka Ballmann. „Damit wollen wir auch dem Fachkräftemangel im Technikbereich entgegenwirken.“ Der Lastwagen mit dem Titel „Discover Industry“ ist Teil des Programms Coaching4future und noch bis 2020 auf Tournee. Die Schulen im Land nehmen das Angebot gerne an. „Wir bekommen viermal mehr Anfragen als wir bedienen können“, sagt Manuela Reimann, die Sprecherin des Projekts. Daher seien bereits weitere Trucks angedacht. „Bisher waren die Reaktionen der Schüler meist positiv“, sagt Katinka Ballmann. „Aber wir können nicht erwarten, dass alle gleich Ingenieure werden wollen.“

Mitschüler einscannen und Widerstände im Windkanal testen

An fünf Stationen dürfen die Schüler der Gerlinger Realschule die Entstehungsprozesse eines Produkts nachstellen. An einer der Stationen scannt eine Gruppe von fünf Schülern den Kopf eines Klassenkameraden mit einer Art Laser dreidimensional ab. Das Bild taucht auf einem Computerbildschirm auf. Denn bevor ein Produkt entsteht, wird es am Rechner entworfen, sagt Ballmann.

An einer anderen Station testen die Jungen und Mädchen den Widerstand von Miniaturautos in einem Windkanal. „Der abgerundete Wagen ohne abstehende Autoteile wird am wenigsten Widerstand haben“, vermutet Alfonso Rebelski.

Der Lehrer Olrik Kaiser ist begeistert. „Die Schüler erleben hier eine Berufsorientierung, die wir im Klassenzimmer so nicht bieten können“, sagt er. Der Lehrer freut sich auch, dass an dem Besuchstag seiner Klasse zwei weibliche Wissenschaftler die Schüler betreuen. „Frauen werden mit technischen Berufen selten assoziiert“, sagt er. „Schön, dass diese Klischees hier aufgebrochen werden.“

Die Mädchen der Klasse haben Angst etwas kaputt zu machen

Die Mädchen der Klasse sind nur bedingt begeistert. „Mir sind das zu viele Geräte und zu viel Technik. Ich hätte Angst, dass ich einen Fehler mache und dann alles kaputt ist“, sagt Meike Weiermüller.

An einer weiteren Station programmieren die Schüler per Handy einen Industrieroboter. Der Auftrag: eine Schachtel mit bunten Perlen zu füllen. Die Zusammensetzung bestimmen die Schüler. „Es ist toll, wie weit die Technik schon ist“, sagt Jakob Banzaaf. Trotzdem möchte der Jugendliche lieber Architektur studieren.