Die Besucher des neuen Technikforums in Backnang erwartet eine Zeitreise in die Historie lokaler Firmen, die einst weltberühmt waren. Das Museum in einer ehemaligen Werkhalle der Firma Kaelble wird am Samstag um 11 Uhr eröffnet.

Rems-Murr/ Ludwigsburg: Martin Tschepe (art)

Backnang - Es ist vollbracht. Die alte Werkhalle der früheren Backnanger Traditionsfirma Kaelble wurde in den vergangenen Monaten weitgehend in den Originalzustand des Baujahres 1938 zurückversetzt – und mit modernster Technik ergänzt, beispielsweise mit einer Multimedia-Anlage. Man könnte sagen, das neue Museum ist selbst ein Museumsstück.

 

Am kommenden Samstag ist es endlich so weit. In dieser Halle in der Wilhelmstraße wird das neue Technikforum eröffnet. Die Besucher des Museums bekommen alte Maschinen und Gerätschaften zu sehen, die einst in Backnang produziert worden sind oder die in der Murrstadt im Einsatz waren – sie begeben sich auf eine Zeitreise in die Historie lokaler Firmen, die einst weltberühmt waren.

Industrielles Dreigestirn über der Stadt

Viele Jahrzehnte hatte ein industrielles Dreigestirn über der Stadt geleuchtet: Leder, Textil und Maschinenbau – diese Branchen prägten bis zum Ende des Zweiten Weltkriegs die wirtschaftliche Entwicklung der Stadt Backnang ganz entscheidend. Doch vom alten Glanz dieses Dreigestirns ist – abgesehen von den Exponaten, die jetzt ausgestellt werden – nur noch sehr wenig übrig. Und auch die vierte wichtige Backnanger Industriesparte, die Nachrichten- und Satellitentechnik, wurde über die Jahre hinweg schwer gebeutelt.

Seit gut drei Jahrzehnten sammeln und restaurieren ehemalige Mitarbeiter der einstigen Gerbereien, der Traditionsbetriebe Kaelble und Adolff sowie der Firma ANT Nachrichtentechnik beziehungsweise deren Nachfolgeunternehmen die alten Gerätschaften. Sie hatten immer ein ganz großes Ziel: die Eröffnung eines Museums. Das neue Technikforum ist eine Art Schaudepot. Alles ist klar gegliedert. Infotafeln erzählen von der Historie der Branchen.

Ein wahres Wunderwerk der Technik

Hellblauer Boden steht für die Nachrichtentechnik: Zu sehen ist beispielsweise jene Richtfunkanlage, die während der Nürnberger Prozesse die Berichte der Verhandlungen in die USA übertragen hat. Dunkelblau steht für die Spinnerei Adolff: Ausgestellt ist unter anderem ein riesiger Webstuhl. Grün steht für Kaelble: Die Besucher können sich zum Beispiel einen fast 100 Jahre alten Achtzylinder-Dieselmotor vorführen lassen, der noch voll funktionstüchtig ist und einst Strom produziert hat. Gelb steht für die Gerbereien: Zu bestaunen ist unter anderem ein wahres Wunderwerk der Technik, eine mechanische Maschine mit ungezählten Schrauben und kleinen Rädchen, die zentimetergenau die Größe einer Kuhhaut berechnen kann.

Für die kleinen Besucher gibt es eine Technikwerkstatt, in der die Kinder nach vorheriger Anmeldung tüfteln und experimentieren dürfen. Jürgen Beer vom Förderverein Technikmuseum sagt, speziell wegen dieses Angebotes für den Nachwuchs sei es gelungen 350 000 Euro Spendengelder bei Firmen und Privatpersonen für das Technikforum einzusammeln. Der Kauf und die Renovierung der Halle haben rund 1,8 Millionen Euro gekostet.

Beer, der früher Chef der Backnanger Firma Marconi war, sagt, das Geld von Stadt und Land sei bestens angelegt, denn „wir müssen die Ingenieure von morgen schaffen“. Nach der Eröffnung will er „Leben in die Bude bringen“. Die Mitglieder des Fördervereins werden sich also ganz sicher nicht auf ihren Lorbeeren ausruhen.

Der Eintritt ist frei

Angebote
Das Technikforum im Gebäude Wilhelmstraße 32 ist sonntags von 14 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist frei. Führungen auf Anfrage bei der Stadt, 0 71 91/89 44 52. Die Kurse der Technikwerkstatt organisiert die Volkshochschule Backnang, 0 71 91/9 66 70.

Eröffnung
Am Samstag, 5. Dezember, um 11 Uhr wird das Technikforum eröffnet. Es spricht auch Joachim Kallinich, der frühere Leiter des Berliner Museums für Kommunikation.