Das landesweit einzigartige NWT-Bildungshaus wird von der Hochschule Esslingen in Göppingern verwirklicht. Spielerisch sollen Kinder und Jugendliche ihre technischen Fähigkeiten erproben und ausbauen.

Göppingen - Was treiben Hochschulprofessoren wohl in ihrer Freizeit? Bei zweien von ihnen – Helmut von Eiff und Wolfgang Coenning von der Hochschule Esslingen – wissen wir es jetzt: Sie beschäftigen sich weiterhin mit ihrer Materie und kommen dann auf Ideen wie die Gründung eines Bildungshauses für Naturwissenschaft und Technik (NWT). In der landesweit einzigartigen Einrichtung im Göppinger Karlshof wollen sie Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen Lust auf Technik machen. Das neue Bildungshaus wird am 26. Oktober eröffnet.

 

Kurse rund um Lego und Technik

Die Hochschule möchte dort viele ihrer erprobten Angebote bündeln – von Technolino für Kindergartenkinder über Pfiffikus für Hochbegabte bis zur Schüler-Ingenieursakademie. Schon jetzt sind Kindergärten und Schulen eingeladen, sich für die Angebote anzumelden (Kontaktadresse: siehe Artikel unten). Zum Auftakt bietet das Bildungshaus Kurse rund um Lego und Technik sowie Elektrotechnik an.

An Gymnasiasten wenden sich die Themen Konstruktion und das rechnergestützte Konstruieren CAD. Auch die nächste Göppinger Kinder-Uni wird vom 14. Oktober an vom NWT-Bildungshaus ausgerichtet, und selbst der Wettbewerb der First Lego League wird künftig von der neuen Einrichtung und der Stadt Göppingen gemeinsam veranstaltet.

Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit schulen

Mit dem neuen Angebot „Technisches Spielen und Experimentieren“ könne sich Göppingen als technikfreundliche Stadt profilieren, sagen die beiden Professoren am Göppinger Standort der Hochschule, die für frühere innovative Lehrideen jeweils bereits den Landeslehrpreis erhalten haben. Beim Tüfteln und Ausprobieren dürften die Kinder nicht nur ihre eigene Lernumgebung selbst schaffen, was nach Coennings Worten kreative Schübe auslösen könne, auch Ausdauer und Konzentrationsfähigkeit würden geschult. Das seien Kernkompetenzen, die immer mehr Kinder vermissen ließen.

Am Gymnasium fehlen technisch versierte Lehrer

Und von Eiff fügt hinzu: nur, wenn so früh wie möglich das technische Verständnis von Kindern geschult würde, was beispielsweise an den Gymnasien im Fach NWT mangels technisch versierter Lehrer derzeit nicht befriedigend umgesetzt werde, seien später auch Spitzenleistungen möglich. Es gehe aber nicht darum, jedes Kind zum Techniker zu machen, aber jeder solle sich ausprobieren können, auch, um gegebenenfalls festzustellen: „Technik ist nichts für mich“.

Aufgaben spielerisch lösen nach dem Baukastenprinzip

Einem Labor ähnlich, wird es im Bildungshaus unterschiedliche und flexibel einsetzbare Instrumente wie Holz- und Metallbaukästen, Puzzles und Memories mit technischem Inhalt für alle Altersstufen geben. Ein Schwerpunkt soll „Lego Education“ sein, das die beiden Professoren als ein spezielles, spannendes und gut erweiterbares Baukastenkonzept betrachten, mit dem Grundschüler spielerisch technische und mathematische Aufgaben beispielsweise mit Hilfe von Hebeln und Getrieben lösen können.

Uhlandgrundschule und Freihofgymnasium sind Pioniere

Zusammen mit der Göppinger Uhlandgrundschule und dem Freihof-Gymnasium hat die Hochschule bereits Pilotphasen gestartet, weitere Schulen aus dem Kreis sollen bald dazu kommen. Außerdem möchte die Hochschule ihre eigenen Studenten der Studiengänge NWT und Ingenieurspädagogik bei der Mitarbeit im Göppinger Bildungshaus praxisnah qualifizieren, und auch die Erzieherinnen-Ausbildung soll davon profitieren.

Auch künftige NWT-Lehrer sollen profitieren

Fortgesetzt wird durch das Bildungshaus auch das landesweit beachtete Weiterbildungsprogramm für naturwissenschaftliche Lehrer im Fach NWT an der Fakultät Mechatronik/Elektrotechnik am Hochschulstandort Göppingen. Es wird von diesem Schuljahr an für alle Regierungspräsidien in Kooperation mit der Landesarbeitsgemeinschaft Schule-Wirtschaft und dem Industrieverband Südwestmetall angeboten. Die pädagogische Begleitung liefert das Staatliche Seminar für Didaktik und Lehrerbildung in Esslingen. Auf die Anerkennung und finanzielle Förderung durch das Kultusministerium warten die beiden Initiatoren allerdings noch.

Schließlich sollen auch Lehre und Forschung von dem neuen Bildungshaus profitieren, denn in der Einrichtung werden neue Lehrformen praktiziert sowie neue Lehr- und Lernmedien eingesetzt.

Stiftungen und die Stadt Göppingen sind die Förderer

Bildungshaus:
Getragen wird die Einrichtung von den Fakultäten Mechatronik/ Elektrotechnik und Grundlagen der Hochschule Esslingen in Göppingen. Die Förderer sind die Vector-, die Karl Schlecht- und die Gips Schüle Stiftung, Südwestmetall und die Jugendstiftung der Kreissparkasse Göppingen. Die Stadt Göppingen schießt drei Jahre lang jeweils 50 000 Euro zu. Ein Förderverein ist in Gründung.

Märklin:
Eine komplette Märklin-Eisenbahnanlage und ein mechatronischer Bauernhof sollen Kinder verschiedener Altersgruppen faszinieren.

Kontaktadresse
: Interessierte Kindergärten und Schulen können unter wolfgang.coenning@hs-esslingen.de und helmut.eiff@hs-esslingen.de Kontakt aufnehmen.