Von der Werkstatt in den Wagenhallen aus, ist die überlebensgroße Puppe Dundu in der ganzen Welt unterwegs. Auch auf dem Semf gehört sie und ihre fünf Puppenspieler zum festen Inventar des Festivals.

Stuttgart - Es gibt so einiges, was nicht mehr wegzudenken ist vom Semf-Festival. Die ganz großen Namen auf dem Timetable, die riesige Techno-Spielwiese der Messe Stuttgart, Glowsticks und lange Schlangen am Eingang. Aber da ist noch etwas, das fest zum Semf gehört: Die überlebensgroße Puppe Dundu.

 

Es gibt wahrscheinlich kaum ein Handy, kaum einen Fotoapparat, mit dem die Großpuppe in durchtanzten Semf-Nächten nicht fotografiert worden ist. Seit dem Start des Festivals 2008 in der Freilichtbühne Stuttgart ist sie fester Bestandteil des Programms.

Ein Blick zurück: Die erste Dundu-Puppe ist im Jahr 2006 entstanden. Der Stuttgarter Puppenbauer Tobias Husemann hat schon im Alter von zwölf Jahren ein eigenes Puppentheater gegründet, nach dem Abitur schließlich an der Akademie der Bildenden Künste am Killesberg studiert. Während eines längeren Aufenthalts in Jerusalem, wo er sechs Jahre lang für das Teatron Hakaron arbeitete, hat er seine erste Großpuppe gebaut. Einen fast vier Meter großen Elvis Presley mit legendärem Hüftschwung, ausgeführt mit Hilfe von drei Puppenspielern. Nach mehreren Stationen in verschiedenen Städten Deutschlands kehrte Husemann nach Stuttgart zurück und machte sich zusammen mit seinem alten Schulfreund und Musiker Stefan Charisius ans Werk den ersten Dundu entstehen zu lassen. Ziel war es einen neuartigen Prototypen zu entwickeln, der einen Freiraum eröffnet, einen Korpus, der transparent ist und Licht durchlässt. Nach einigen Monaten Arbeit in den Wagenhallen hat Tobias Husemann sein Ziel erreicht, Dundu war geboren - eine fünf Meter große Puppe, die sich trotz ihrer imposanten Erscheinung anmutig und graziös bewegen lässt.

Und damit beginnt eine Geschichte, die man als eine äußerst erfolgreiche bezeichnen kann. Von der Werkstatt in den Wagenhallen geht es für den ersten Dundu und die später entstandenen Geschwister heute in alle Welt. Der erste große Auftritt war 2006 beim Public Screening der Fußball-Weltmeisterschaft in Ludwigsburg. Richtig bekannt wurde die Puppe durch einen Auftritt in Berlin 2009, bei der Eröffnung der Leichtathletik-WM. „Dort wurde die Puppe unzählige Male von verschiedenen Medien fotografiert und gefilmt“, erinnert sich Stefan Charisius, der seit der Dundu-Geburtsstunde als Musiker die passende Musik inszeniert. Mit einem Instrument namens Kora, das er während eines Aufenthalts in Afrika kennengelernt hatte. „Es ist meine große Vision, das Instrument auch in Deutschland bekannt zu machen“, sagt er lachend.

Inzwischen umfasst das Kern-Team gut 15 Puppenspieler, tatsächlich sind es viel mehr. Fünf Spieler müssen die Puppe gemeinsam bewegen. Zwei an Armen und Beinen, einer bewegt den Körper mit Kopf. Es ist ein Zusammenspiel, das harmonieren muss: Dundu ist eine Zusammensetzung der Wörter "Du und Du". Die Truppe bietet deshalb auch Teambuilidng-Seminare mit der Figur für Unternehmen an. Gemeinsames Puppenspiel, statt Klettergarten.

Gerade sind die Spieler erst aus Lyon zurückgekommen. Dort war Dundu bei der Fête des Lumières dabei: drei Puppen und zwanzig Leute aus dem Team. Davor war die Mannschaft in Maastricht, Seoul, beim Festival of Lights in Berlin und in Singapur, im Jahr zuvor sogar auf dem Tahrir-Platz - um nur einige Stationen zu nennen. Oft sind Teams parallel in der Welt unterwegs. "Sehr viel Ausruhen konnten wir im Sommer nicht", sagt Fabian Seewald lachend. Seewald ist Puppenspieler und kümmert sich im Kulturbetrieb um Organisatorisches.

Dundu funktioniere international. "Das ist ein starker visueller Effekt", so Seewald. Kaum einer, der am Ende nicht über Dundu spreche. "Die Puppe ist wie eine große Lichtgestalt, die wir schon aus unserer Kindheit kennen. Sie trifft ins Herz und schafft eine analoge Poesie", so Seewald.

Und die konkreten Fakten: "Tobias Husemann ist ein richtiger Daniel Düsentrieb", sagt Charisius. Die Puppe ist entsprechend zerlegbar und ineinander legbar, sodass die riesige Konstruktion als einfaches Sportgepäck ins Flugzeug passt. Ganz pragmatisch. Auch das Material lasse sich ganz einfach technisch bezeichnen, Seewald aber sagt lieber: "Es ist der Stoff aus dem die Träume sind."

Die nächsten Ziele? "Toll wäre ein eigenes Dundu-Theater", sagt Charisius. Dann würden nicht mehr nur sie in alle Welt reisen, sondern alle Welt reiste zu ihnen, um Dundu zu sehen. Im Gegensatz zu früher ist Tobias Husemann kaum noch auf den Touren mit dabei. "Am Anfang ist es natürlich schwer loszulassen", sagt Charisius. Aber inzwischen widme sich der Puppenspieler anderen Projekten in seiner Werkstatt.

Das Semf-Festival ist für Dundu und das Team immer ein großes Experimentierfeld. Ein Heimspiel und ein Ort der Interaktion mit dem Publikum, inmitten dessen sich Dundu zur Musik bewegt.

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