Das Tempolimit auf der B 29 wird von den Anliegergemeinden begrüßt. Aus dem Ostalbkreis hingegen sind bisweilen wütende Reaktionen zu hören.

Schwäbisch Gmünd - Wenn der Schwäbisch Gmünder Zahnarzt Andreas Röhrle auf der B 29 unterwegs ist, dann fährt er gerne etwas zügiger. "Bis zu 200 Stundenkilometer" seien das auf geraden Abschnitten schon einmal gewesen, im Schnitt Tempo 160 bis 170, gibt er zu. Er zählt sich zu jenen Leuten, "die etwas sportlicher fahren" - und die das bis zum vergangenen November auf der Bundesstraße zwischen Schorndorf (Rems-Murr-Kreis) und Schwäbisch Gmünd (Ostalbkreis) auch ausleben konnten. Denn bis dahin galt auf dieser Strecke keine Geschwindigkeitsbegrenzung, man durfte so schnell fahren sein, wie es die Witterungs- und Verkehrsverhältnisse zuließen. Die Verkehrsdichte sei östlich von Schorndorf kein Problem, sagt Röhrle.

 

Seit November ist es damit vorbei. Auf Anordnung der Staatssekretärin Gisela Splett aus den Verkehrsministerium wurden Tempo-120-Schilder entlang der Bundesstraße aufgestellt. Damit ging ein lang gehegter Wunsch der Gemeinden Plüderhausen und Urbach in Erfüllung. Der offizielle Grund für die Geschwindigkeitsbegrenzung, war die Sicherheit: Die Strecke weise Engstellen auf, weil an manchen Brücken der Standstreifen unterbrochen sei. Kein Geheimnis ist es aber, dass die Grünen sich für Tempolimits stark machen-sei es, um Sprit zu sparen oder den Lärm zu reduzieren.

Andreas Röhrle jedoch macht dies wütend. Das sei "politische Willkür", schimpft er. "Es kann nicht sein, dass ein paar wenige Leute der Mehrheit ihren Willen aufzwingen", erklärt der Zahnarzt. Lärm gehe von Motorrädern und Lastwagen aus, nicht aber von schnell fahrenden Autos. "Bei einem BMW hört man nur den Luftzug", behauptet er. Dass es Anwohner gibt, die sich vom Lärm der B 29 gestört fühlen, ficht Röhrle nicht an. Er wohne schließlich selbst mitten in der Stadt, die Verkehrsgeräusche gehörten "zu einer mobilen und industriellen Gesellschaft". Die Gefahr durch die Engstellen hält er für vorgeschoben. "Es gab in den vergangenen Jahren nur wenige schwere Unfälle, und die sind nicht an den Brücken passiert", sagt er. Zudem laufe es nicht mehr rund, seit es das Tempolimit gebe. "Die meisten fahren mit Tempo 150, und wenn jemand mit Tempo 110 auf der linken Spur fährt, bremst das den Verkehr sehr."

Autofahrer haben Beschränkung schnell akzeptiert

Uneingeschränkt positiv beurteilt dagegen der Plüderhausener Bürgermeister Andreas Schaffer die Änderung. Die Fahrer müssten sich zwar erst einmal umstellen, aber dann laufe der Verkehr gleichmäßiger. Zudem hätten ihm einige Bürger bestätigt, dass der Lärm etwas nachgelassen habe, was man vor allem bei Spaziergängen durch die Talaue bemerke. Allerdings bekomme er auch negative Rückmeldungen, etwa im Internetforum der Gemeinde und auch bei Veranstaltungen.

Nach zwei Monaten Tempo 120 ziehen der Bürgermeister und der Zahnarzt eine völlig unterschiedliche Bilanz. "Ich bin froh, dass das Limit eingeführt wurde", betont der Bürgermeister Schaffer. Die Autofahrer hätten die Beschränkung erstaunlich schnell akzeptiert.

Andreas Röhrle hingegen bleibt bei seiner ablehnenden Haltung. Von "Wahnsinn" spricht er angesichts der Vorstellung, dass das Tempolimit in Remshalden, wie kürzlich diskutiert, nachts sogar auf 100 Stundenkilometer abgesenkt werden könnte. "Ich würde dann schneller fahren und das von einem Gericht überprüfen lassen", kündigt er an. Der Popularität der Grünen seien solche Aktionen nicht förderlich, glaubt Röhrle.

Kontrollen und Baustellen

Verstöße: Fragt man die Polizeidirektionen nach der Bilanz der Tempoverstöße auf der B 29, so fällt die Antwort recht knapp aus. Solche Zahlen existierten nicht, weil es bisher kaum Kontrollen gegeben habe, erklären beide Direktionen unisono. Aus Waiblingen heißt es, es fehlten die auf der Straße angebrachten Markierungen, die für genaue Messungen erforderlich seien. Aus Aalen heißt es, das Tempolimit sei von oberer Stelle angeordnet. Als Unfallschwerpunkt habe man die Strecke nie wahrgenommen.

Limit: Der Antrag Remshaldens auf ein nächtliches Tempolimit auf der B 29 ist beim Regierungspräsidium (RP) Stuttgart bisher nicht eingegangen. Die Straßenschäden auf Höhe von Winterbach will man laut dem RP im Laufe des Jahres reparieren, sofern Geld dafür zugewiesen würde.