Trotz Tempo-30-Zonen in Stuttgart-Nord sind viele Fahrzeuge zu schnell unterwegs. Bei manchen Straßen hält sich mehr als ein Viertel der Autofahrer nicht an das Tempolimit – obwohl dort Schulwege verlaufen.

S-Nord - In der Bezirksbeiratssitzung am Montag stand unter anderem die „Verkehrssicherheit in der Parlerstraße und Umgebung“ auf der Agenda. Die Bezirksvorsteherin Sabine Mezger erklärte, dass es in der Vergangenheit Bürgerbeschwerden aus der Gegend gegeben habe: In den dortigen Tempo-30-Zonen werde zu schnell gefahren. Die Straßenverkehrsbehörde habe sich daraufhin über drei Jahre hinweg mit der Thematik befasst und teils erhebliche Verstöße festgestellt.

 

So seien auf der Parler- und der Eduard-Pfeiffer-Straße im vergangenen Jahr von 5383 beziehungsweise 1167 gemessenen Fahrzeugen mehr als ein Viertel zu schnell unterwegs gewesen, sagte Mezger. Auf der Friedrich-Ebert-Straße seien es 663 von 3003 gemessenen Fahrzeugen gewesen, was einer Überschreitungsquote von 22 Prozent entspreche. Im stadtweiten Durchschnitt liege diese Quote in Tempo-30-Zonen bei rund 12 Prozent, sagte Mezger. Auch in den Jahren 2013 und 2014 habe es bereits zahlreiche Geschwindigkeitsverstöße gegeben. „Man muss sehen, dass alle drei Straßen in den Schulwegekarten enthalten sind“, erklärte Mezger. Diese Schulwegpläne hat die Stadtverwaltung für die Stuttgarter Grundschulen entwickelt. Sie sollen dabei helfen, die besten Schulwege zu finden. Zur Schule im sonnigen Winkel sowie zur Mühlbachhofschule führen diese teils über die Parler-, die Friedrich-Ebert- und die Eduard-Pfeiffer-Straße.

In die Überlegungen, was gegen die Raserei dort unternommen werden kann, wollte Sabine Mezger den Bezirksbeirat einbinden. Über eines müsse man sich dabei im Klaren sein, sagte die Bezirksvorsteherin: „Ein Rückbau der Straßen auf der gesamten Länge ist nicht durchführbar.“ Deren baulicher Zustand sei aber vermutlich mit ursächlich für die zahlreichen Geschwindigkeitsverstöße, schließlich handle es sich um ehemalige Hauptverkehrsstraßen, sagte Mezger. „Überlegen Sie, was man machen könnte“, bat sie die Bezirksbeiräte. Denkbar seien etwa Fahrbahnverengungen durch Baumbeete oder Schrägparker.

Bezirksbeiräte fordern Kontrollen im Nordbahnhofviertel

Sebastian Sage (SPD) wies darauf hin, dass solche Maßnahmen bereits im Gremium diskutiert worden seien: „Wir waren ja schon mal weiter und haben uns da verfranzt.“ Nun müsse man die Gespräche mit dem Tiefbau- und dem Garten-, Friedhofs- und Forstamt wieder aufnehmen und Baumstandorte finden, mit denen auch die Anwohner leben könnten. Dem schloss sich das Gremium einstimmig an. Armin Serwani (FDP) zeigte sich ob der Maßnahmen überrascht, die ergriffen wurden. Er bezweifelte, dass Bürgerbeschwerden aus dem Nordbahnhofviertel einen ähnlichen Effekt hätten, und beantragte daher, dass dort im nächsten Jahr mindestens 20 Verkehrsmessungen durchgeführt werden sollen. Dort gebe es auch viele Verstöße gegen die Straßenverkehrsordnung, aber kaum Kontrollen. Diese Wahrnehmung wurde von einigen Ratskollegen bestätigt, sein Antrag einstimmig angenommen.

Serwani sprach sich zudem fürs Schrägparken aus, CDU-Bezirksbeirat Timo Haug meinte, dass im Zuge der Erschließung der Diplomatensiedlung am Albrecht-Dürer-Weg der obere Bereich der Parlerstraße gleich mit umgestaltet werden könnte. „Mehr Parkraum schafft mehr Mief“, sagte hingegen Harald Beck (SÖS/Linke plus), er wolle daher keine Schrägparkplätze. Hans-Christian Wieder (CDU) wiederum stellte in Frage, ob Tempo 30 auf den drei Straßen überhaupt richtig ist. Dass es schon allein vom Lärmpegel her einen Unterschied mache, ob mit 50 oder 30 Stundenkilometern gefahren werde, betonte Bertram Wohlfahrt (Bündnis 90/Die Grünen). Er wolle sich gar nicht vorstellen, wie dort zugehe, wenn nicht kontrolliert werde.