Betrüger wollen Brücken an Stammkunden verschenken - doch Familie Ateschrang warnt: Das Geschäft sei geschlossen.

Stuttgart - Es gibt Dinge, die scheinbar niemals enden – wie die Märchen der legendären Erzählerin Scheherazade, die nach 1001 Nacht ins Happy End der Ehe mündeten. So geht es jetzt einigen Stuttgartern, die langjährige, treue Kunden des Teppichhauses Ateschrang waren. Mehr als fünf Jahrzehnte lang hatten Parviz und Mersa Ateschrang in der Steinstraße Orientteppiche verkauft. Vor rund fünf, aber gefühlten fünfzehn Jahren begann der Ausverkauf wegen Geschäftsaufgabe. Der zog sich bis Juli 2009 hin – dann war Schluss. Umso erstaunter war ein Ehepaar in Botnang, als in der vergangenen Woche Post vom Teppichhaus Ateschrang kam. Sie sollten für ihre jahrelange Treue eine Brücke geschenkt bekommen, hieß es darin – auf einem Bogen mit den Bildern von Parviz und Mersa Ateschrang, die nun endgültig ihre Teppiche liquidieren wollten.

Kurz darauf klingelte auch noch das Telefon. "Mein Mann hat abgenommen und dann an mich übergeben", sagt die Frau. Und sie ist sicher: "Wenn ich allein gewohnt hätte, wären die gekommen." Wahrscheinlich, um Geld für eine wertlosen Teppich zu kassieren, oder die Ersparnisse anzuzapfen. Sie telefonierte mit dem Bruder des Teppichhändlers, der ihr sofort riet, keinen hereinzulassen, der sich als Mitarbeiter des renommierten Teppichhauses ausgebe. Denn Parviz Ateschrang verkauft keineswegs heimlich wieder Teppiche – er lebt nach Angaben seines Bruders längst in Istanbul. "Das sind bestimmt Betrüger, die unseren Namen missbrauchen und unsere Kundendaten haben", ist der Bruder sicher.

Der Trick ist nicht neu


Schon mehrere frühere Kunden hätten bei ihm angerufen und sich erkundigt, ob denn die Firma Ateschrang noch existiere und wirklich Teppiche verschenke. "Die denken bestimmt, dass ältere Menschen auf solche Tricks hereinfallen", meint der Bruder. Die Kunden seien "feine Menschen", die durch diesen Namensmissbrauch ihre Türen öffnen sollten. Der Polizei liegt noch keine Anzeige darüber vor, dass der Name Ateschrang von Gaunern missbraucht worden sein soll. Der Trick sei aber nicht neu: Immer wieder würden Betrüger versuchen, gutgläubigen Leuten minderwertige Teppiche überteuert zu verkaufen, oder während des Verkaufsgesprächs Geld zu stehlen.

Erst vor zwei Wochen habe sich wieder ein Opfer gemeldet, heißt es bei der Polizei. Die Familie Ateschrang warnt eindringlich davor – und stellt unmissverständlich klar: "Den Teppichhandel gibt es nicht mehr." Wirklich nicht. Auch nicht geschenkt. Nur die Legende lebt weiter.