Das bevölkerungsreichste Land Afrikas wählt einen neuen Präsidenten. Ausgerechnet ein früherer Militärdiktator hat gute Aussichten, den ersten demokratischen Machtwechsel Nigerias herbeizuführen.

Abuja - Unter strengen Sicherheitsvorkehrungen und überschattet von Terroranschlägen haben Millionen Nigerianer einen neuen Präsidenten gewählt. Viele mussten am Samstag stundenlang anstehen, um ihre Stimme dem christlichen Amtsinhaber Goodluck Jonathan oder seinem muslimischen Herausforderer Muhammadu Buhari zu geben. Rund 360.000 Polizisten waren im Einsatz, um Zusammenstöße zwischen Anhängern der großen politischen Lager sowie mögliche Anschläge der islamistischen Terrorgruppe Boko Haram zu verhindern. Beobachter rechneten in Afrikas bevölkerungsreichster Demokratie mit einem knappen Wahlausgang. Sie räumen dem 72 Jahre alten früheren Militärdiktator Buhari gute Chancen auf einen Sieg ein. Sollte der 57 Jahre alte Amtsinhaber Jonathan tatsächlich unterliegen, wäre es der erste Wahlsieg der Opposition seit der Rückkehr des westafrikanischen Lands zur Demokratie 1999.

 

Die rund 70 Millionen Wahlberechtigten mussten sich am Morgen zunächst in einem der rund 150.000 Wahllokale registrieren lassen, erst am Nachmittag begann die eigentliche Abstimmung. Wegen technischer Probleme bei der Registrierung gab die Wahlkommission später bekannt, dass die Abstimmung in einigen Orten erst am Sonntag stattfinden werde. Belastbare Ergebnisse wurden daher nicht vor Montag erwartet.

Am Samstag sind 23 Menschen getötet worden

Die Wahl war ursprünglich bereits für den 14. Februar angesetzt, wurde aber wegen des Terrorfeldzugs von Boko Haram im Nordosten des Landes verschoben. Auch am Samstag gab es erneut Opfer. Bei einem Anschlag im nordöstlichen Dorf Barutai wurden 23 Menschen getötet, einige davon wurden einem örtlichen Beamten zufolge mit Kettensägen geköpft. Bei zwei Boko-Haram-Angriffen auf Wähler in der Region wurden Medienberichten zufolge weitere sechs Menschen getötet. Bei einem Autobombenanschlag auf ein Wahllokal in südöstlichen Enugu hingegen wurde niemand verletzt. Unbekannte Hacker legten zeitweise auch die Webseite der Wahlkommission lahm. Nigerianer wählen meist nach ethnischer Abstammung und Religionszugehörigkeit. Ungefähr die Hälfte der 178 Millionen Nigerianer sind Muslime und etwa 45 Prozent sind Christen, hauptsächlich im Süden des Landes.

Um die Präsidentenwahl zu gewinnen, muss ein Kandidat neben einer absoluten Stimmenmehrheit auch mindestens 25 Prozent der Stimmen in zwei Dritteln der 36 Bundesstaaten des Landes gewinnen. Zur Wahl stehen zwar 14 Kandidaten, aber es läuft klar auf ein Duell zwischen Jonathan und Buhari hinaus. Sollte keiner die nötige Mehrheit erreichen, wäre in zwei Wochen eine Stichwahl fällig. Am Samstag wurde auch ein neues Parlament gewählt.

Jonathan von der regierenden Demokratischen Volkspartei (PDP) verspricht Afrikas stärkster Wirtschaftsmacht politische Kontinuität. Buhari von der Partei der Fortschrittlichen (APC) präsentiert sich als Nigerias Retter: Er verspricht, die grassierende Korruption einzudämmen und dem Terrorfeldzug der Boko Haram im Nordosten des Landes ein Ende zu setzen. Die sunnitischen Extremisten sind seit 2009 jedes Jahr stärker geworden. Seither sind mindestens 14.000 Menschen bei Anschlägen der Islamisten getötet worden, 1,5 Millionen sind auf der Flucht.