Abermals lassen in der Nähe von Aleppo etliche Menschen bei einem Anschlag ihr Leben. Wer hinter der Tat steckt, ist noch unklar. Die Evakuierungen aus belagerten Orten werden nach dem Angriff wieder aufgenommen.

Beirut - Bei einem Autobombenanschlag auf für Evakuierungen vorgesehene Busse in Nordsyrien sind nach Angaben oppositioneller Rettungskräfte mindestens 100 Menschen getötet worden. Der als Weißhelme bekannte Syrische Zivilschutz meldete am Samstag, ihre freiwilligen Helfer hätten mindestens 100 Leichen am Explosionsort geborgen. 55 Verletzte würden betreut.

 

Zu den Opfern sollen Rebellen und Zivilisten zählen. Die Verantwortung für den Anschlag übernahm zunächst niemand. Die syrische Regierung von Präsident Baschar al-Assad machte die Rebellen für den Angriff verantwortlich.

Die Explosion hatte sich am Samstag an einem Evakuierungspunkt und Busdepot in der Nähe der Stadt Aleppo ereignet, wo aus belagerten Orten gebracht Menschen auf ihre Fahrt in Gebiete unter Regierungskontrolle warteten. Sie waren am Freitagabend an dem Depot angekommen und mussten dort ausharren, weil die zwischen Regierung und Rebellen vereinbarten Evakuierungen ins Stocken geraten waren. Grund für die Verzögerung soll ein Streit über die Ausreise von Kämpfern aus den belagerten Städten gewesen sein.

Ein syrischer Fernsehsender hatte nach dem Angriff von 39 Toten gesprochen, die in Großbritannien ansässige Syrische Beobachtungsstelle für Menschenrechte von 43. Das Staatsfernsehen und die Beobachtungsstelle berichteten, die Detonation sei von einer Autobombe ausgelöst worden.

Evakuierung war am Freitag begonnen worden

Die Evakuierungen wurden nach dem Anschlag wieder aufgenommen. Der libanesische Fernsehsender Al-Manar TV berichtete, dass am Samstagabend Busse in dem Depot im Bezirk Al-Rashidin vor den Toren von Aleppo angekommen seien, die die bei der Explosion beschädigten Fahrzeuge ersetzen sollten.

Am Freitag war mit der Evakuierung von rund 10 000 Bewohnern aus vier belagerten Städten begonnen worden. Dabei handelt es sich um zwei von Rebellen belagerte Orte im Norden Syriens, Fua und Kafraja, sowie die beiden von Regierungstruppen belagerten Orte Madaja und Sabadani bei Damaskus.

Kritiker haben das Abkommen zwischen der Regierung und den Rebellen als erzwungene Vertreibung kritisiert. Die Vereinten Nationen überwachen die Evakuierungen nicht, der Syrische Rote Halbmond schon.

Bewohner von Sabadani und dem benachbarten Madaja sagten, die Bedingungen in den beiden Städten seien zu hart zu ertragen geworden. Die Städte werden seit Sommer 2015 von regierungsnahen Kräften belagert. Bewohner mussten Nagetiere jagen und Gras kochen, um in den Wintermonaten nicht zu verhungern. Fotos von mageren Kindern, die zu wenig zum Essen haben, schockierten die Welt.