Terroristen haben innerhalb von drei Tagen mehr als 150 Menschen getötet. Viele Iraker geben nicht nur den Al-Qaida-Terroristen die Schuld.

Bagdad - Mahdi al-Saadi steuert sein Taxi im Feierabendverkehr durch Bagdads Ur-Viertel, als er eine laute Explosion hört. Kurz darauf vernimmt er Schmerzensschreie und das Heulen von Sirenen. Der 47 Jahre alte Taxifahrer hat nur einen Gedanken: "Bloß weg hier – wer weiß ob nicht gleich noch eine zweite Bombe hochgeht." Er macht mit seinem Taxi kehrt und fährt nach Hause. An diesem Abend hat es die Schiiten getroffen.

Die Anschläge vom Dienstag wecken schmerzhafte Erinnerungen an die blutigen Auseinandersetzungen zwischen irakischen Sunniten und Schiiten in den Jahren 2006 und 2007, die zehntausende Zivilisten das Leben kosteten. Nur wenige Stunden zuvor waren in Bagdad zahlreiche Christen massakriert worden. Nach der blutigen Geiselnahme in einer Kirche hat eine Al-Qaida-Gruppe weitere Angriffe auf Christen im Irak angekündigt. Das "tötende Schwert" werde nicht weggelegt, kündigte die Organisation "Islamischer Staat Irak" am Mittwoch auf einer extremistischen Webseite an.

Viele Iraker geben aber nicht nur den Al-Qaida-Terroristen die Schuld an der Gewalt, sondern auch den Politikern ihres Landes, die seit der Parlamentswahl vom vergangenen März erfolglos über die Bildung einer neuen Regierung verhandeln. "Bagdad wird so lange ein unsicherer Ort bleiben, bis es der Regierung gelingt, eine Lösung für die Sicherheitskrise zu finden", sagt Al-Saadi. Doch eine funktionierende Regierung gibt es in Bagdad zurzeit gar nicht. Ministerpräsident Nuri al-Maliki und sein Kabinett führen zwar mehr schlecht als recht die Regierungsgeschäfte weiter, doch die politischen Gespräche drehen sich in Bagdad seit der Wahl vom März nicht vorrangig um die Terrorbekämpfung, sondern darum, welche Parteien an der Regierung beteiligt werden sollen und wer welches Ressort übernimmt.