Anwohner aus Echterdingen klagen über Lärm, den der Rennwagen-Prototyp der Uni Stuttgart bei Testfahrten auf einem Messe-Parkplatz verursacht.

Echterdingen - Das Geräusch ist so ähnlich wie eine Sirene“, sagt ein Echterdinger. Der Mann leidet unter Testfahrten des Rennteams Stuttgart. Der Rennwagen werde immer wieder beschleunigt, abgebremst und wieder beschleunigt.

 

Mit dem Auto, das aussieht wie ein kleiner Formel-1-Bolide, versuchen Studenten der Universität in Vaihingen, bessere Motor- und Fahrwerkstechnik zu entwickeln. Als Lohn winken ihnen nicht nur gute Jobangebote aus der Wirtschaft. Der größte Triumph ist für sie, wenn sie bei den offiziellen Rennen in der sogenannten Formula Student einen guten Platz belegen.

Schrauben und fahren

Erst Anfang August haben sie beim Rennen in Hockenheim den zweiten Rang erreicht. Besser war im 75 Teilnehmer starken Feld nur die Oregon-State-University, die bei der Entwicklung ihres Prototyps mit der Uni Regensburg zusammenarbeitet. Um für die künftigen Herausforderungen gewappnet zu sein, wollen die Studenten schon in dieser Woche wieder an ihrem Auto herumschrauben. Und natürlich auch Testfahrten machen.

Die finden bei der Halle 9 der Messe statt. Das Geräusch des Motors trägt es bei entsprechendem Wind offenbar bis in die Brühlstraße im Südosten von Echterdingen. „Ich habe erst gedacht, der Lärm kommt von den Modellautos bei der Entsorgungsstation in Stetten“, sagt der Mann, der sich bei unserer Zeitung über den Krach beschwert hat. „Die sind aber viel leiser“, erklärt er. Auch Motorradfahrer, die auf der B 27 plötzlich beschleunigen, seien als Lärmquelle nicht in Betracht gekommen. Erst als er weiter gesucht habe, sei er auf den Rennwagen gestoßen, der auf dem Gelände der Messe seine Runden drehte.

Messe unterstützt Studenten

Dort sind die Aktivitäten des Rennteams gut bekannt. „Die Studenten können den Platz kostenlos nutzen“, sagt der Pressesprecher der Messegesellschaft, Thomas Erken. Die Messe sei ein Marktplatz der Industrie. Deshalb unterstütze man diese „motivierten Menschen, die die Region vertreten“.

Auf der anderen Seite sei die Messe aber auch an einem guten Verhältnis zur Nachbarkommune und deren Einwohner interessiert, sagt Erken. Deshalb fordert er den Beschwerdeführer auf, sich bei ihm zu melden. „Vielleicht kann man ja die Zeiten, zu denen gefahren wird, etwas einschränken“, sagt er.

13 Siege in 28 Rennen

Grundsätzlich darf das Rennteam nach Auskunft von Erken montags bis freitags von 7 bis 20 Uhr auf dem Gelände herumfahren. Tatsächlich sei man aber bis auf wenige Ausnahmen nur bis um 17 Uhr unterwegs, sagt der Teamleiter Andreas Schneider und fügt hinzu: „Im vergangenen Jahr ging es noch bis 18 Uhr.“ Man müsse das Fahrzeug immer wieder testen, damit es bei den Rennen auf keinen Fall ausfalle. Seit dem Jahr 2006 habe man an 28 Rennen teilgenommen und 13 mal gesiegt.

Schneider, der schon von Beschwerden aus der Bevölkerung gehört hat, könnte sich vorstellen, dass man, um den Betroffenen entgegenzukommen, über Mittag eine Pause macht. Er kann allerdings nicht ganz nachvollziehen, warum sich die Leute überhaupt beschweren. Im Vergleich zum Fluglärm sei das Geräusch doch gering.

„Situation wird nicht verstanden“

Diese Aussage beweise, dass viele Menschen die Situation der betroffenen Bürger in Echterdingen nicht verstünden, sagt der vom Lärm genervte Rentner. Es sei doch vielmehr so, dass der Lärm des Rennwagens als Einzelschallereignis zum Fluglärm dazukomme und meistens eben nicht gleichzeitig stattfinde.

Deshalb will sich der Mann auch nicht auf einen Kompromiss einlassen. „Das muss ganz aufhören“, sagt er, „sonst finden dort irgendwann noch richtige Rennen statt.“ Bei der Polizei sind laut deren Sprecher Matthias Bellmer noch keine Beschwerden über den Rennwagen eingegangen. Die Flughafenpolizei werde sich jetzt aber der Sache annehmen und sich selbst ein Bild davon machen.