Die deutsche Nationalmannschaft ist mit einer Niederlage gegen Frankreich ins EM-Jahr gestartet. Zumindest VfB-Stürmer Cacau durfte jubeln.

Bremen - So hat sich das Joachim Löw natürlich nicht vorgestellt. Mit versteinertem Gesicht und verschränkten Armen saß der Fußball-Bundestrainer zeitweise auf seinem Platz – eine Körperhaltung, die deutliche Unzufriedenheit ausdrückte. Mit 1:2 (0:1) verlor die deutsche Nationalmannschaft am Mittwochabend das Testländerspiel gegen Frankreich und verpatzte damit den Start in das EM-Jahr. Nur der Stuttgarter Cacau traf in der Nachspielzeit.

 

Taktisch klug hatte Löw zwar vor der Begegnung in Bremen die Bedeutung des Resultats heruntergespielt, doch dermaßen uninspiriert wollte er das Team dann doch nicht sehen. Der Auswahl des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) fehlte es an Dynamik, Präzision und Spielwitz – ganz anders als im letzten Länderspiel des vergangenen Jahres, als man die Niederlande mit einer 3:0-Gala aus dem Stadion zauberte.

Nun bleiben Löw noch hundert Tage, ehe es am 9. Juni im ersten EM-Gruppenspiel gegen Portugal losgeht. Bahnbrechende Erkenntnisse hatte er sich zwar von dem Vergleich mit den Franzosen nicht versprochen, aber das Selbstvertrauen im Kreis seiner Spieler sollte auch nicht leiden. Das Motto im DFB-Lager wird deshalb wohl lauten, die Niederlage schnell abzuhaken.

Franzosen spielen Fußball à la Löw

Erstmals bot der Bundestrainer Marco Reus von Beginn an auf. Der Gladbacher sollte das Spiel auf der rechten Seite beflügeln. Auf der anderen Flanke postierte sich André Schürrle. Dadurch probierte Löw die Alternativen zu Lukas Podolski und Thomas Müller aus, wobei Müller zunächst auf der Bank saß, während Podolski nach einer längeren Verletzungspause geschont wurde. Zudem fehlten die Stammkräfte Bastian Schweinsteiger und Philipp Lahm sowie Per Mertesacker und Mario Götze.

Solche Personalsituationen hatte die Mannschaft in den vergangenen Monaten aber schon öfters zu bewältigen – und sie tat dies ohne Qualitätsverlust. Doch gegen die Franzosen kamen die Deutschen nicht zum Zug. Was auch daran lag, dass die Elf von Laurent Blanc die Gastgeber mutig in der Spieleröffnung störte. So wurden die Innenverteidiger Holger Badstuber und Mats Hummels gezwungen quer oder nach hinten zu spielen, anstatt nach vorne, wie es sich Löw vorstellt.

Der Bundestrainer war auch einige Male ungehalten ob der langsamen Spielweise. Dann musste der 52-Jährige noch mitansehen, wie die Franzosen Fußball à la Löw boten: drei schnelle Pässe und schon war der Ball im Tor. Olivier Giroud traf gegen Tim Wiese, der in seinem Bremer Heimstadion zwischen den deutschen Pfosten stand (21.). Bei dem Gegentreffer machte aber Dennis Aogo eine schlechte Figur – ein Indiz für die Schwachstellen im Team: die beiden Außenverteidiger. Weder Aogo (links) noch Jerome Boateng und Benedikt Höwedes (rechts) wussten so recht zu überzeugen.

Schürrle zieht sich Gesichtsverletzung zu

Nach dem Rückstand forcierte die deutsche Mannschaft jedoch das Tempo – und kam zu Chancen. Allerdings vereitelte der Torhüter Hugo Lloris die Möglichkeiten von zweimal Miroslav Klose, Marco Reus und Holger Badstuber.

Unmittelbar vor der Pause rückte Müller in die DFB-Elf, da Schürrle mit einer Gesichtsverletzung vom Platz musste. Mehr Schwung kam aber auch nicht mit Müller in die Aktionen. Immer wieder blitzte bei den Deutschen zwar die Klasse auf, doch die zuletzt so oft demonstrierte Dominanz stellte sich nicht ein. Schlimmer noch: Florent Malouda erzielte das 2:0 (69.) und versaute Wiese auch seinen sechsten Länderspieleinsatz. Denn bisher gewann der Torhüter mit der DFB-Elf noch keine Partie – und das Anschlusstor von Cacau kam zu spät.