Daimler und Liebherr wollen die Panzerringstraße des alten Truppenübungsplatzes in Münsingen verstärkt nutzen. Dort ist zwar jetzt das Kerngebiet des Biosphärengebiets Schwäbische Alb. Für Landrat und Bürgermeister ist das aber kein Problem.

Münsingen - Passen denn eine Lkw-Teststrecke und ein Biosphärengebiet auf ein und dasselbe Gelände? „Sehr gut sogar“, hebt Reutlingens Landrat Thomas Reumann mit Blick auf das Biosphärengebiet Schwäbische Alb hervor. Einem Naturschutzgroßprojekt wie diesem weisen die Statuten der Unesco auch die Rolle eines Modellprojektes für gesellschaftliche Anforderungen zu. Dazu kann die wirtschaftliche Entwicklung gehören. Und wenn es sich dabei um die Erprobung umweltfreundlicher Fahrzeugantriebe geht, ist für Landrat Reumann alles in bester Ordnung.

 

Genau diese Erprobung mit Wasserstoffantrieben, Hybridfahrzeugen oder schweren Mobilkränen wollen die Unternehmen Daimler und Liebherr in Zukunft auf einer Straße noch mehr als bisher nutzen, die rund um den ehemaligen Truppenübungsplatz Münsingen führt, dem Kern des Biosphärengebietes. 38 Kilometer lang ist diese für den allgemeinen Verkehr einschließlich Radfahrer und Fußgänger gesperrte Panzerringstraße. Die beiden Unternehmen führen hier schon seit den 1990er Jahren Erprobungsfahrten, Fahrzeugpräsentationen und Schulungsfahrten durch. Und somit noch zu Zeiten der militärischen Nutzung, die letzten Soldaten haben den Truppenübungsplatz 2005 verlassen. Liebherr begrüßt die Nähe zum Unternehmensstandort Ehingen (Alb-Donau-Kreis), was eine effiziente Erprobung der Verbesserung der Sicherheit, Ressourcenschonung oder Umweltverträglichkeit der Mobilkräne möglich mache. Voraussetzung dazu ist auch, dass auf dieser Panzerringstraße Prototypen ohne Straßenzulassung getestet werden können.

Panzerringstraße soll dauerhaft Teststrecke werden

Beide Unternehmen haben sich für ein dauerhaftes Nutzungskonzept der Panzerringstraße ausgesprochen und wollen entsprechende Verpflichtungen eingehen. Und nicht nur das, auch einzelne Gebäude des Alten Lagers sollen für verschiedene Zwecke bezogen werden. „Die Panzerringstraße und das Alte Lager gehören untrennbar zusammen“, sagt Reumann, „deswegen passt das Engagement der beiden Unternehmen so gut zu unseren Überlegungen.“ Bei dem Alten Lager handelt es sich um ein Ensemble von 136 Offiziers- und Mannschaftsgebäuden. 1996 wurde das Alte Lager als Kulturdenkmal unter Schutz gestellt. Zu den herausragenden Bauten zählt die 1897 errichtete Offiziersspeiseanstalt, die heute für Veranstaltungen gemietet werden kann. In der ehemalige Wache und einem Stabsgebäude ist seit 2010 das Informationszentrum Biosphärengebiet Schwäbische Alb untergebracht.

Eigentümer von Panzerringstraße wie Altem Lager ist bis jetzt die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben. Sie erhielt Pachtzahlungen von Daimler wie Liebherr. Nach vielen Jahren des Ringens um eine sinnvollen Nutzung soll das Alter Lager in den nächsten Wochen einen neuen Eigentümer finden. Beworben im Rahmen einer europaweiten Ausschreibungen hat sich dafür die Stadt Münsingen. „Im Februar 2013“ rechnet Bürgermeister Mike Münzing mit einer Entscheidung über die 70 Hektar große Immobilie. Die Kommune könnte das Alte Lager für künftige Mieter oder Eigentümer vorbereiten.

Münzing schwebt ein Forschungscampus vor einschließlich eines Lehrstuhls für Nachhaltigkeit, der in Zusammenarbeit mit Universitäten und Fachhochschulen eingerichtet werden könnte. Landrat Reumann sieht Daimler und Liebherr als Zugpferde an und verspricht sich von diesen „hochkarätigen Nutzern eine Sogwirkung für Firmen“. Und er betont auch die touristische Nutzung des Alten Lagers für Freizeit, Märkte oder auch Wohnprojekte.

Ausflügler müssen Teststrecke queren –

Ausflügler müssen die Panzerringstraße überqueren, um die Wanderwege innerhalb des Truppenübungsplatz zu erreichen. Von den verstärkten Engagement der Industrie auf der Panzerringstraße sollen sie sich nicht fürchten müssen. Bürgermeister Münzing verweist auf Warnschilder, Tempobegrenzungen und Schweller für die Fahrzeugen an den Übergängen. Zudem soll das Sonn- und Feiertagsfahrverbot stärker überwacht werden als bisher. Und Thomas Reumann betont, dass es sich bei der Panzerringstraße um eine Test- und keinesfalls um eine Rennstrecke handele.