Ein junger Mann marrokanischer Herkunft hat am Freitagabend im Schnellzug Amsterdam-Paris zwei Männer lebensgefährlich verletzt. Der unter anderem mit einem Schnellfeuergewehr bewaffnete Täter wollte offenbar ein Massaker anrichten.

Arras - Ein bewaffneter junger Mann hat am Freitagabend im Schnellzug Amsterdam-Paris zwei Männer schwer verletzt. Ein weiterer Passagier trug leichte Verletzungen davon. Der Täter, ein mit Schnellfeuergewehr, neun Munitionsmagazinen, einer Pistole und einem Messer bewaffneter 26-jähriger Mann marokkanischer Herkunft plante offenbar in dem Zug ein Massaker anzurichten. In Gepäck des in Brüssel zugestiegenen Mannes fand die Polizei später weitere Waffen. Dem beherzten Eingreifen zweier US-Amerikaner ist es zu verdanken, dass der Angreifer sein Vorhaben nicht vollenden konnte und nicht noch mehr Opfer zu beklagen sind.

 

Zwei US-Soldaten verhindern Schlimmeres

Die zwei Männer, beide Soldaten in zivil, stellten sich dem Angreifer in den Weg, bezahlten dafür aber einen hohen Preis: Einer trug lebensgefährliche Schussverletzungen davon, der andere Stichwunden. Die zwei Amerikaner hatten aus einer Zugtoilette Geräusche vernommen, wie sie beim Nachladen eines Schnellfeuergewehrs entstehen. Sie passten den Bewaffneten vor der Toilette ab. Trotz der ihnen zugefügten schweren Verletzungen konnten sie den Angreifer überwältigen.

Der von der Eisenbahngesellschaft Thalys betriebene Schnellzug wurde im Bahnhof der nordfranzösischen Stadt Arras evakuiert, wo die Polizei den Täter in Gewahrsam nahm. Der Zug wurde anschließend auf Sprengkörper untersucht. Die Passagiere fanden in einer Turnhalle vorübergehend Quartier.

Anti-Terror-Abteilung der Staatsanwaltschaft ermittelt

Angesichts des offensichtlich terroristischen Hintergrunds der Tat übernahm die Anti-Terror-Abteilung der französischen Staatsanwaltschaft noch am Freitagabend die Ermittlungen. Der Täter hüllte sich zunächst in Schweigen. Er habe jegliche Aussage verweigert, hieß es aus Ermittlerkreisen. Den Geheimdiensten soll der 26-Jährige bekannt gewesen sein. Der noch am Abend im Bahnhof von Arras eingetroffene französische Innenminister Bernard Cazeneuve sprach von einem „extrem gewalttätigen Täter“ und lobte den Mut der beiden Männer, die ihn überwältigt hatten.

Frankreichs Staatschef François Hollande versicherte den Verletzten und ihren Angehörigen seine Solidarität. Regierungschef Manuel Valls dankte den beiden Amerikanern. Bei dem leicht verletzten Fahrgast handelt es sich um den französischen Schauspieler Jean-Hugues Anglade. Er hatte mit der bloßen Hand die vor einer Notbremse angebrachte Scheibe eingeschlagen und den Zug zum Stehen gebracht.