The Beards sind Botschafter des Bartwuchses. Am Freitag tritt die Band aus Australien im Keller Klub in Stuttgart auf. Das Thema für unser Interview war natürlich gesetzt.

Digital Desk: Jan Georg Plavec (jgp)

Stuttgart - Wenn Kulturhistoriker den Imagewandel des Bartes am Beginn des 21. Jahrhunderts dokumentieren, werden sie um The Beards nicht herumkommen. Die ordentlich gesichtsbehaarte Band aus Australien hat zu einer Zeit über Bärte (und nur über Bärte) gesungen, als diese noch völlig unpopulär waren.

 

Nach Erfolgen in ihrer Heimat kommt die Band jetzt zum dritten Mal nach Europa, am Freitag spielt sie in Stuttgart im Keller Klub ein Konzert.

Wir nähern uns dem Ende des Movembers. Einen Monat lang lassen sich Männer aus aller Welt Schnauzbärte wachsen – zur Förderung der Krebsprävention. Eine gute Nachricht für Sie als Bart-Botschafter?
Nicht zwingend. Der Wohltätigkeitsaspekt ist hervorragend. Aber dass Männer sich nur für ein paar Wochen einen Schnauzbart wachsen lassen, macht aus unserer Sicht wenig Sinn. Die Decembeard-Aktion ist viel cooler, und auch da geht’s um einen guten Zweck.
Insgesamt hat sich das Image von Bartträgern stark verbessert.
Wir hatten schon vor zehn Jahren Bärte, da waren sie noch extrem unbeliebt. Man fand damit schwerer einen Job oder einen Partner. Genau deshalb haben wir diese Band gegründet, als Stimme für den bärtigen Mann. Es ist besser geworden, aber die Revolution ist noch lange nicht am Ziel.
Welche Argumente sprechen denn für einen Bart?
Das verstehen Sie erst, wenn Sie einen tragen. Wir haben uns erst mit Bart komplett gefühlt. Die Frage sollte nicht lauten ‚Warum trägst du einen Bart?’, sondern ‚Warum trägst du keinen?‘. Aber auch unsere schmissigen Songs sind Argumente für einen Bart: von den Achtzigern inspirierter Gitarrenrock mit Keytar.
Solche Umhängekeyboards wurden bisher nur selten von „echten Männern“ gespielt. Aber Sie haben doch sicher einen Lieblingsbart im Musikgeschäft?
Ach, es gibt Bartträger in allen Genres und wir wollen die auch nicht vergleichen. Jede Gesichtsbehaarung ist toll, außer Schnauzer oder aufgemalte Bärte. Sich zu rasieren heißt, sich anzupassen.
Wie viele Ihrer Konzertbesucher tragen eigentlich Bart?
Deutschland ist unser Lieblingsland. Die Konzertbesucher verstehen uns, sie sind leidenschaftliche Bartträger. Mindestens siebzig Prozent unserer Zuhörer tragen Bart.
Und wenn jemand zu wenig Bartwuchs hat?
Dann tragen Sie einen Fake-Bart, das machen einige bei unseren Konzerten. Auch Frauen. Wir wissen das sehr zu schätzen!
Kennen Sie eigentlich Conchita Wurst?
Sie hat ganz viel für die Bartkultur getan. Uns ärgert es, dass jeder über ihren Bart überrascht war. Aber sie ist ein hervorragendes Vorbild für Frauen, die auch Bart tragen wollen.