Eine kleine Amateurtruppe der Uni Hohenheim probt unter Anleitung von Jürgen von Bülow ein Stück von Yasmina Reza, der französischen Spezialistin für Komödien mit einem kritischen Blick auf die Gesellschaft.

Hohenheim - Zwei Ehepaare, eine im Grunde banale Situation, doch das Ende des gemeinsam verbrachten Abends könnte verheerend sein. Die gleiche Situation, ein Satz, der diesmal nicht gesagt wurde – und alles kommt völlig anders. Die französische Schriftstellerin Yasmina Reza hat mit „Drei Mal Leben“ ein Stück geschrieben, das eine Komödie und ein herber Spiegel der Gesellschaft zugleich ist. An der Universität Hohenheim haben sich fünf Schauspielerinnen und Schauspieler unter Anleitung des Regisseurs Jürgen von Bülow des Stücks angenommen. Am Freitag, 18. November, 20 Uhr, ist Premiere im Katharinasaal des Euroforums.

 

„Diese Situation haben wir doch alle schon erlebt“, sagt der Regisseur von Bülow. „Man fragt sich nach einem Gespräch, ob man vielleicht besser anders reagiert hätte.“ Die Veränderungen in Yasmina Rezas Stück sind vielleicht nur geringfügig, doch die Wirkung ist enorm. „Manche Sätze sind beiläufig gesprochen, aber sie haben eine starke Wirkung“, erklärt von Bülow. Das ist es, was ihm „Drei Mal Leben“ so reizvoll gemacht hat, dass er das Stück außerhalb der Reihe mit einer kleinen Theatertruppe vorbereitet hat.

Die 21. Inszenierung an der Uni Hohenheim

Es ist seine 21. Inszenierung an der Uni Hohenheim, wo Studenten und Ehemalige regelmäßig im Sommer vor etwa 700 Zuschauern Theater spielen. Die derzeitige Produktion ist für den freien Regisseur ein „Luxus mit nur wenigen Schauspielern“: Neben Daniel Bayer als Henri, Susanne Geisel als Sonja, Yannick Bantel als Hubert und Christine Binder als Ines spielt Laura Sonntag den Sohn der Gastgeber. Der Sechsjährige ist zwar nur von der Ferne zu hören, doch mit seinem Ringen um Aufmerksamkeit bestimmt er das Geschehen im Wohnzimmer deutlich mit.

Bei den Proben unterstützt Linnea Brehe den Regisseur als Assistentin und Souffleuse. Für Bühnenbild und Kostüme sind die beteiligten Schauspieler selbst zuständig, doch die Autorin hat es ihnen nicht allzu schwer gemacht: eine „Andeutung von einem Wohnzimmer“ soll es sein. Bei der Hohenheimer Truppe ist es eine roséfarbene Chaiselongue, die im Mittelpunkt des Geschehens steht.

„Drei Mal Leben“ ist das fünfte Stück der Autorin und der zweite große Erfolg nach „Kunst“. „Die Stücke von Yasmina Reza sind eine Herausforderung“, sagt von Bülow nachdenklich, „da wird etwas Banales gesagt, und plötzlich ist es wie eine Explosion“.

Über eine alltägliche Situation

Erzählt wird eine alltägliche Situation, die mit ihrem Subtext ein ehrliches und nicht immer angenehmes Bild der Gesellschaft gibt: Das Ehepaar Ines und Hubert kommt aus Versehen einen Tag früher als verabredet zu Besuch zu Henri und seiner Frau, die sich gerade über Erziehungsfragen in die Wolle bekommen haben. Eher beiläufig erfährt der Hausherr, der sich offensichtlich als Versager empfindet, von seinem Labordirektor Hubert, dass seine Karriere auf dem Spiel steht: Er hat seine Forschungsarbeit – die beiden Männer sind Astrophysiker – anscheinend für den Papierkorb geschrieben.

„Das ist besonders spannend“, findet Daniel Bayer, der Darsteller des Henri, „die Figuren sagen etwas – und meinen etwas komplett anderes. Innerhalb eines Monologes können alle Gefühlswelten gezeigt werden.“

In den „Drei Versionen des Lebens“, so der französische Originaltitel, wird durchgespielt, wie sich die Gespräche zwischen den Protagonisten unterschiedlich entwickeln könnten. Bleibt Henri seiner Frau und seinem Kollegen gegenüber devot und ein Kriecher? Fühlt sich Ines, die hauptamtlich als Mutter tätig ist, der handfesten Rechtsanwältin Sonja gegenüber unterlegen? Gibt jemand dem arroganten und unsensiblen Hubert Kontra? Und bekommt der Sechsjährige, der die Gespräche immer wieder mit quengeligen Forderungen aus dem Kinderzimmer unterbricht, doch seinen Willen?

Termin der Premiere:

Das Theaterstück „Drei Mal Leben“ von Yasmina Reza in der Inszenierung von Jürgen von Bülow hat am Freitag, 18. November, um 20 Uhr Premiere im Katharinasaal des Euroforums, Kirchnerstraße 3. Weitere Vorstellungen sind am 21., 23., 28. und 29. November. Beginn ist jeweils um 20 Uhr. Eintrittskarten zu zehn Euro (ermäßigt fünf Euro) gibt es im Internet unter www.theater.uni-hohenheim.de oder an der Abendkasse.