Eigentlich hatten die Theaterleute ein Geburtstagsstück über den WMF-Gründer Daniel Straub geplant. Herausgekommen ist eine Collage, bei der auch der aktuelle WMF-Manager Peter Feld aus gegebenem Anlass sein Fett abbekommt.

Region: Corinna Meinke (com)

Geislingen-Eybach - Um gleich drei hiesige Industriepioniere spinnt sich das neue Historienstück der Theatergruppe Obere Roggenmühle, das bei den Geislinger Theatertagen am Freitag, 10. Juli Premiere feiert. Neben dem Begründer der Maschinenfabrik Geislingen und der WMF, Daniel Straub, sind das Straubs Vetter Michael Knoll, der Erbauer der Geislinger Steige, und der Schweizer Textilmagnat Arnold Staub, auf den die Baumwollspinnerei in Kuchen zurückgeht. Auch das derzeitige Drama um die WMF hat seine Spuren in dem neuen Stück hinterlassen, wenn die Theaterleute in mehreren fiktiven Szenen den derzeitigen WMF-Chef Peter Feld zu Wort kommen lassen.

 

Der Pionier trifft auf den WMF-Manager Peter Feld

So gipfelt das Stück um die Anfänge der Industrialisierung in der Fünftälerstadt nach sieben Akten in einer versöhnlich gehaltenen Gegenüberstellung von Daniel Straub und Peter Feld:

Straub: „Ich frage dich nochmals, wie meisterst Du die Zukunft?“

Feld: „Jeder hat seine Aufgabe. Den Mantel eines Wolfes hat man mir umgelegt. Ein Wolf warst auch du. Es ist nicht einfach, allem gerecht zu werden.“

Straub: „Eine Aufgabe ist am Ende nie von einer gesellschaftlichen Verantwortung zu trennen.“

Feld: „Ich weiß, Herr Straub.“ Wie es das eher unspektakuläre Ende nahe legt, haben die beiden Autoren Claus Bisle und Roland Funk kein sozialkritisches Stück auf die Bühne gebracht. „Wir wollten „neutral mit der Geschichte umgehen“, bekräftigt Bisle und ergänzt, es sei nicht seine Aufgabe, die WMF zu beurteilen.

Pfiffe für Theaterfigur Peter Feld

Doch auch ohne den pädagogischen Zeigefinger allzu weit hoch zu recken, konfrontieren die collagenhaft eingestreuten kurzen Szenen die Zuschauer mit der realen Gegenwart und der Brisanz der aktuellen Abfindungsrunde, mit der das WMF-Management das Geislinger Unternehmen fit für den Weltmarkt machen will. Die Theaterversion von Peter Feld jedenfalls muss sich in erdachten Dialogen der erbosten Belegschaft stellen und dabei auch noch reichlich Pfiffe kassieren.

Gründer von MAG und WMF

Ähnlich hemdsärmelig erzählt das mit reichlich Mundart eingefärbte und in der Mitte des 19. Jahrhunderts angesiedelte Stück im Kern jedoch vom Aufstieg und Ende des als zweiten Erbauers Geislingens titulierten Daniel Straub, gespielt von Roland Funk. Also von einem Müllerssohn, der sich aus kleinen Anfängen zum Begründer der beiden großen Geislinger Unternehmen, der Maschinenfabrik Geislingen, MAG, und der Württembergischen Metallwarenfabrik, WMF, hochgearbeitet hat.

Die damalige Aufbruchstimmung wird auch in der Person des Michael Knoll, gespielt von Norbert Barf, verkörpert. Der Oberbaurat der Württembergischen Eisenbahnkommission trieb in den Jahren 1847 bis 1850 den Bau der Geislinger Steige in sieben Abschnitten voran.

Der Lammwirt ist radikaler Demokrat

Das inzwischen vierte Stück der Geislinger Theateramateure mit dem Untertitel „Zukunft braucht Herkunft“ gestaltet sich als stadtgeschichtlicher Schnelldurchlauf. Dabei blitzen die großen technischen und sozialen Veränderungen des Dampflokzeitalters genauso schlaglichtartig auf wie die politischen Verwerfungen – zum Beispiel, wenn sich der Lammwirt als radikaler Demokrat in der Tradition des deutschen Vormärz zu erkennen gibt und von seiner Haft auf der Festung Hohen Asperg berichtet. Mit von der Partie ist auch wieder die Musikgruppe „Die Stadtratten“, die diesmal revolutionäre Lieder aus dem Vormärz zum besten gibt.