Am Mittwoch startet das auf mehreren Stuttgarter Bühnen stattfindende Festival „Made in Germany“, ein interkulturelles Theatertreffen mit Inszenierungen aus der ganzen Republik. Alle Stücke drehen sich um den Alltag im Einwanderungsland Deutschland.

Stuttgart - Man muss sich das immer wieder vor Augen halten: Stuttgart ist eine Migrantenstadt. Vierzig Prozent der hier lebenden Menschen haben einen Migrationshintergrund, nur in Frankfurt ist ihr Anteil höher. Und jeder, der wachen Sinnes über die Königstraße flaniert, nimmt diese Vielfalt wahr. Reich und bunt ist das öffentliche Leben in der Landeshauptstadt, ganz im Gegensatz zum kulturellen, das unter ethnischen Gesichtspunkten – wohlgemerkt: nur unter ethnischen – noch stark zum Einheitsweiß neigt. Menschen mit migrantischem Hintergrund sind kaum je in bürgerlichen Kultureinrichtungen zu sehen. Das ist ein sozialer Ausschluss, der ein Skandal ist – und gegen den die Theater jetzt angehen wollen: In Stuttgart startet diesen Mittwoch das interkulturelle Bühnenfestival „Made in Germany“.

 

Das deutsche Gütesiegel stimmt: Made in Germany trifft auf alle elf Produktionen zu, die bis einschließlich Sonntag auf verschiedenen Bühnen der Stadt zu sehen sind. Die Inszenierungen kommen unter anderem aus München und Osnabrück, aus Niederstetten und Hamburg und repräsentieren das, was in der Szene seit Jahren als postmigrantisches Theater bezeichnet wird: Theater, das Geschichten von Menschen verhandelt, die selbst nicht mehr nach Deutschland eingewandert sind, daher postmigrantisch, aber den Migrationshintergrund der Eltern sozial und kulturell verinnerlicht haben.

Verhandelt werden also die Erfahrungen der zweiten, bereits in Deutschland geborenen Generation – und Pionierarbeit auf diesem Feld leistet nach wie vor das Ballhaus Naunynstraße in Berlin. Logisch, dass auch dieses bundesweit einzigartige Haus beim Stuttgarter Festival vertreten ist: mit „Telemachos“, einer Inszenierung in deutscher und griechischer Sprache rund ums Thema Auswanderung, das im krisengeschüttelten Südeuropa in diesen Tagen wieder hochbrisant ist.