Das ABV-Zimmertheater zeigt Woody Allens Beziehungskomödie „Central Park West“. Noch bis zum 13. Februar ist das Stück zu sehen. Die Aufführungen sind von Freitag bis Sonntag.

Manteldesk: Sandra Hintermayr (shi)

S-Süd - Phyllis und Sam haben ein Kommunikationsproblem: „Es gab immer zwei Redner, aber keine Zuhörer“, gesteht die erfolgreiche Psychoanalytikerin Phyllis ihrer Freundin Carol – und ist sich doch keiner Schuld an ihrem Ehedilemma bewusst. Ihr Mann Sam, ein Anwalt, hat sie verlassen. Den Grund dafür hat Phyllis schnell entdeckt – ihr Gatte war nicht immer der treu liebende Ehemann. Carol reagiert auf diese Nachricht sichtlich unbehaglich, und sie hat auch allen Grund dazu: Schließlich ist sie eine der – wie sich noch herausstellen wird – vielen Damen, von deren Röcken Sam nicht die Finger lassen konnte.

 

Ein ganz wunderbar böses Stück

In Phyllis und Sams Apartment in der noblen Upper East Side von New York treffen die Eheleute mit Carol und ihrem Mann Howard aufeinander, es fließt der Alkohol und es fliegen nicht nur die Fetzen. Woody Allens „Central Park West“ ist eine Beziehungskomödie mit zynischen Wortgefechten. „Es ist ein wunderbar böses Stück“, sagt Hans-Peter Wilbert, der bei „Central Park West“ für das ABV-Zimmertheater im Heusteigviertel Regie führt und den Schriftsteller Howard spielt. „Die Menschen werfen sich Dinge an den Kopf, entlarven einander. Es macht besonders Spaß, wenn sich die Upper Class die Masken runterreißt“, sagt Wilbert über Allens Stück.

Besonders Phyllis lässt kein gutes Haar an niemandem. Pia Schäfer spielt die Psychoanalytikerin überzeugend boshaft. Weder ihr Mann Sam noch ihre Freundin Carol sind vor ihren verbalen Spitzen sicher. Wie eine Raubkatze umschleicht sie die nervöse Carol, als sie sie mit ihrem Wissen über die Affäre der beiden konfrontiert.

Sam, den Stefan Saftenberger stets lässig und überheblich gibt, sucht Zuflucht in den Armen anderer Frauen, die gutgläubige Carol wechselt ihre weiblichen Vorbilder wie andere ihre Hemden. Jacqueline Haas spielt die Unsicherheit und Naivität Carols voll aus. Wilberts Darstellung von Schriftsteller Howard schwankt zwischen Depression, Heißhungerattacken und Lachkrämpfen. Nachdem er den ersten Schock über die Affäre seiner Frau mit seinem Freund Sam überwunden hat, muss er sich erst einmal etwas zu essen suchen. „Warum seid ihr alle so griesgrämig? Bestimmt weil ihr Hunger habt“, spricht er und verschwindet in der Küche. Just in diesem Moment betritt eine weitere Dame das Spielfeld. Die 21-jährige Juliet, von Nadja Bühner als naives, leicht dümmlich wirkendes Mädchen dargestellt, ist Sams neueste weibliche Errungenschaft und die einzige, für die er wirklich Gefühle zeigt. Prompt möchte er das Mädchen, das seine Tochter sein könnte, heiraten.

Die Ehe gilt als der Tod jedweder Hoffnung

Sam findet überraschenderweise im wechsellaunigen Howard einen Konkurrenten, der Juliet die Ehe mit Sam auszureden versucht. „Man ist nur einmal jung, warum sich gleich binden?“, fragt der Schriftsteller. „Die Ehe ist der Tod jedweder Hoffnung.“ Es folgt eine wilde Prügelei zwischen den beiden Männern, die nicht ohne Folgen bleibt, als eine der fünf anwesenden Personen eine Waffe in die Hand bekommt.

Die Premiere von „Central Park West“ am Freitagabend war ausverkauft. Das Publikum quittierte die Vorstellung mit viel Applaus. Auch der eine oder andere Versprecher konnte den spritzigen Dialogen und herrlichen Boshaftigkeiten nichts anhaben.