Die Theaterspinnerei will mit „Der Sandmann 4.0“ die Frage beantworten, ob Menschen gegenüber Maschinen Gefühle entwickeln können. Die Premiere ist am 14. Juli. Lampenfieber hat ein Mitspieler nicht.

Entscheider/Institutionen : Kai Holoch (hol)

Frickenhausen - Yumi ist ein kollaborativer Computer. Sprich: es handelt sich bei dem futuristisch anmutenden, hochmodernen Gebilde mit zwei Armen um einen Roboter, der mit Menschen zusammenarbeiten kann, ohne dass die Gefahr besteht, dass er diese durch einen Bedienungs- oder Programmierfehler verletzen könnte. Eigentlich hat die in der Schweiz beheimatete Firma ABB den Roboter für die Fertigung von Kleinteilen produziert. Doch jetzt steht Yumi auf der Bühne in der Theaterspinnerei im Alten Bahnhof von Frickenhausen. Denn Yumi wird vom 14. Juli an eine Hauptrolle in der neuen multimedialen Theaterproduktion „Der Sandmann 4.0“ von Theaterchef Jens Nüßle, dem Autor Stephan Hänlein und der Schauspielerin Marilena Pinetti spielen. Das ist deutschlandweit eine Premiere.

 

Als Vorlage für das Stück hat Hänlein die mystische Erzählung „Der Sandmann“ von E.T.A. Hoffmann gewählt. Als Hoffmann die Geschichte vor 202 Jahren aufschrieb, war seine Idee von einer Maschine, die menschlich wirkt und handelt noch eine ferne Zukunftsvision.

Ist es praktisch, sich in einen Roboter zu verlieben?

Angesichts der Bedeutung, die Computer und Roboter in der Arbeitswelt bereits heute spielen und den abenteuerlich anmutenden, aber möglicherweise gar nicht so abwegigen Prognosen, dass Roboter viele menschliche Arbeitsplätze überflüssig machen werden, stellt sich für die Theaterleute die Frage: Was macht es mit dem Menschen, wenn dieser ständig umgeben ist von Robotern, künstlicher Intelligenz und selbsterlernten Algorithmen? Und es drängt sich eine weitere Frage auf: Ist es nicht vielleicht praktischer und bequemer, sich in einen Roboter zu verlieben als in einen anderen Menschen? Denn – entsprechend programmiert – gibt dieser weniger Widerworte, ist weniger launisch und hört besser zu als „normale“ Menschen.

In Hänleins Version leben die Protagonisten Nathanael (Jens Nüßle) und seine blinde Frau Clara (Marilena Pinetti) im väterlichen Haus, in dessen Keller sich eine geheimnisvolle Werkstatt befindet. Weil der Vater dort bei einem Unfall ums Leben gekommen ist, traut sich niemand mehr in den Raum. Doch dann beschließt Nathanael, die Arbeit seines Vaters fortzusetzen und entdeckt in der Werkstatt eine seltsame Maschine – einen Roboter.

Das Stück kann an anderen Orten aufgeführt werden

Bei dem Hightech-Roboter handelt es sich um eine Leihgabe von ABB. Ein Mitarbeiter dort hat Yumi auch so vorprogrammiert, dass dieser auf alle multimedialen Projektionen von Nüßle und Hänlein reagieren kann. Für das Stück haben die Theaterspinner extra eine kleine, mobile Drehbühne gebaut. Denn es gibt die Idee, das Stück auch an anderen Orten aufzuführen. Die Wiener Dependance von ABB hat das Stück bereits gebucht, ein weiterer Auftrag ist schon bestätigt. Gut möglich ist es auch, dass zumindest Teile von „der Sandmann 4.0“ auf der Internationalen Automobilausstellung in Frankfurt zu sehen sein wird.

In Frickenhausen sind zunächst zwölf Vorstellungen zwischen dem 14. Juli und dem 19. August geplant. Gerne sind die Theaterspinner aber auch bereit, Sonderveranstaltungen für Firmen oder Schulklassen zu organisieren.