Ist die Rente ein Auslaufmodell, oder ist sie besser als ihr Ruf? Deutschland diskutiert über die Altersvorsorge. In unserer Serie beleuchten wir die Rente aus verschiedenen persönlichen Perspektiven. Heute: die junge Mutter Marina Greschner.

Stuttgart - Seit Amira auf der Welt ist, ist alles anders: Die Nächte sind kürzer, die Momente zu zweit seltener und die Prioritäten ganz andere. Marina Greschner ist 33 Jahre alt, Amira ist ihre Tochter. Seit die Kleine vor eineinhalb Jahren auf die Welt gekommen ist, kommt die Krabbelgruppe vor den Treffen mit den Freundinnen und die Wünsche der Tochter vor denen des Chefs. „Vorher hatte ich schon mal Arbeitswochen von 50 Stunden und mehr. Viel Platz für anderes gab es nicht“, erzählt die 33-Jährige. Bis Amira kam.

 

Nach einem Jahr Elternzeit arbeitet Greschner, die ihr BWL-Studium mit Diplom abgeschlossen hat, seit Januar wieder 50 Prozent bei einem Logistiker in Gültstein bei Herrenberg. Wohlwissend, dass dies nicht nur die Hälfte ihres Gehalts bedeutet, sondern auch Auswirkungen auf die Rente hat. „Überhaupt nicht mehr arbeiten, kam nicht infrage“, sagt Greschner, doch eine Vollzeitstelle eben auch nicht. „Ich muss akzeptieren, dass dies Einbußen für die Rente bedeutet.“

Greschner will sich im Alter keine Sorgen machen müssen.

Greschner sitzt an einem Holztisch in ihrem Haus. Wohn-, Esszimmer und Küche sind offen gestaltet, modern eingerichtet, mittlerweile kindgerecht. Hier in Gäufelden-Tailfingen (Kreis Böblingen), so hofft sie, wird sie auch noch leben, wenn sie einmal in Rente ist. Dann können die Enkelkinder zu Besuch kommen. „Eine Jacht will ich im Alter gar nicht haben“, sagt Marina Greschner, „aber ich will mir auch keinen Sorgen machen müssen“, sagt sie. Den Enkelkindern zur Einschulung einen Ranzen schenken oder sie später beim Führerschein unterstützen, das ist ihre Traumvorstellung vom Alter. Dafür ist sie auch bereit Kind(er), Mann und Haushalt unter einen Hut zu bekommen sowie zusätzlich privat vorzusorgen.

„Meine erste private Rentenversicherung habe ich 2002 abgeschlossen.“ Sie besitzt zudem noch eine betriebliche Altersvorsorge und dann ist da noch das eigene Häuschen, in dem sie mit ihrem Mann Jan und Amira lebt. „Auch das ist ein Teil unserer Altersvorsorge“, sagt die junge Frau. Dass sie verheiratet ist, ihr Mann voll arbeitet, gehört auch zum familiären Gesamtkonzepts. „Dazu gehört viel Vertrauen, grundsätzlich ist ein Mann aber keine Altersvorsorge“, sagt Greschner.

Die junge Frau fühlt sich von staatlicher Seite im Stich gelassen.

Die 33-Jährige hat sich mit dem Thema Rente beschäftigt und findet die Entwicklungen nicht gut. „Ich gönn’ es ja der Generation meiner Eltern, aber das, was sie haben, ist Luxus“, sagt sie. Eine Musterlösung fürs Rentensystem hat sie zwar nicht parat, aber Greschner fühlt sich von staatlicher Seite im Stich gelassen. „Wir laufen sehendes Auge in einen Versorgungsengpass. Die ganze Rentenpolitik ist extrem kurzfristig gedacht. Ohne private Vorsorge geht es nicht“, sagt Greschner, vor allem, wenn man wegen der Kinder nicht mehr voll arbeite.

Beispielrechnung für eine junge Mutter

Beispielrechnung für einen fiktiven Lebenslauf, die die Rentenversicherung exklusiv für unsere Zeitung erstellet hat.

Miriam Musterfrau

33 Jahre, Steuerassistentin

verheiratet, 1 Kind

2002: Abitur 2002

2003: Auslandsjahr

2003 - 2007: Studium Wirtschaftswissenschaft

2008: Einstieg in den Job,

Brutto-Jahresgehalt 41.500 Euro

2011: Jobwechsel innerhalb der Branche, unbefristeter Vertrag, Gehalt: 48.000 Euro

2013: Geburt des ersten Kindes

Plan: 3 Jahre Elternzeit, danach Wiedereinstieg mit 70 Prozent, Gehalt 33.600 Euro

Fiktive Renteninformation

In dieser Renteninformation haben wir die für Sie vom 18.03.2000 bis zum 31.03.2050 gespeicherten Daten und das geltende Rentenrecht berücksichtigt. Ihre Regelaltersrente würde am 01.04.2050 beginnen. Änderungen in Ihren persönlichen Verhältnissen und gesetzliche Änderungen können sich auf Ihre zu erwartende Rente auswirken. Bitte beachten Sie, dass von der Rente auch Kranken-und Pflegeversicherungsbeiträge sowie gegebenenfalls Steuern zu zahlen sind.

Höhe Ihrer künftigen Regelaltersrente

Ihre bislang erreichte Rentenanwartschaft entspräche nach heutigem Stand einer monatlichen Rente von: 1073,39 EUR.

Sollten bis zum Rentenbeginn Beiträge wie im Durchschnitt der letzten fünf Kalenderjahre gezahlt werden, bekämen Sie ohne Berücksichtigung von Rentenanpassungen von uns eine monatliche Rente von: 1206,55 EUR

Rentenanpassung

Geht man von einer jährlichen Rentenerhöhung von 1 Prozent aus, so ergäbe sich eine monatliche Rente von etwa 1670 EUR.

http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.themenwoche-rente-mir-ist-es-wichtig-ein-polster-anzulegen.60a0734e-8e90-42ed-8854-099d6fb95044.html http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.serie-wie-weit-reicht-die-rente-tipps-fuer-die-richtige-altersvorsorge.ce7164b1-3f81-43f1-a8a1-47c8fa7a6d0e.html http://www.stuttgarter-nachrichten.de/inhalt.reformdebatte-schwarz-und-rot-streiten-ueber-rentenniveau.210df857-755a-4662-a412-68a50e6e3c66.html