Ist die Rente ein Auslaufmodell, oder ist sie besser als ihr Ruf? Deutschland diskutiert über die Altersvorsorge. In unserer Serie beleuchten wir die Rente aus verschiedenen persönlichen Perspektiven. Heute: der selbstständige Werber Alexander Praun.

Heimsheim - Alexander Praun ist gerade 45 geworden. Sportlich und jungenhaft wirkt er in seinen Jeans, die Augen sind lebhaft, die Hemdsärmel hochgekrempelt. Das Leben hat es gut mit ihm gemeint: Er ist verheiratet, Vater einer kleinen Tochter und Chef der Werbeagentur Voxelair. Deren leuchtend blaues Logo grüßt in Heimsheim aus einem schicken Beton-Glas-Ambiente hinüber zur benachbarten A8.

 

„Ich hatte nie einen Masterplan für mein Leben“, sagt Praun und lacht. Nach dem Abi steigt er in den Betrieb des Vaters ein, der auf Direktmarketing spezialisiert ist. Dann studiert er Marketing-Kommunikation und landet über Zwischenstationen wieder beim Vater. Schließlich gründet er Voxelair, gemeinsam mit einem Freund aus Schulzeiten, der Grafik-Design studiert hat.

„2002 haben wir uns selbstständig gemacht, die Dotcom-Blase war gerade geplatzt, alle haben uns gewarnt“, erzählt Praun. Inzwischen ist die Agentur mit sechs Mitarbeitern längst etabliert. „Wir sind nicht die ganz in Schwarz gekleideten Werber, die anderen die Welt erklären“, sagt Praun. Den Kunden auf Augenhöhe zu begegnen sei ihm wichtig, ihre Leistungen zu digitalisieren sei Voxelairs Stärke.

Vom Web-Auftritt bis zur Shop-Lösung

Die Agentur ist zu 70 Prozent digital unterwegs, konzipiert und erstellt Webauftritte bis hin zu Shop-Lösungen. Wobei Praun hervorhebt, dass man neben der visuellen auch die technische Ebene abbilde. Zuletzt zeichnete Voxelair etwa für die neue Nur-Flug-Seite des Reiseveranstalters L’TUR verantwortlich.

„Mit dem Start in die Selbstständigkeit habe ich zum ersten Mal über meinen Ruhestand nachgedacht“, erinnert sich Praun, der nur kurz in die gesetzliche Rente eingezahlt hat. Ein Freund, der für eine Versicherung arbeitete, empfahl ihm eine klassische Lebensversicherung. „Das war nicht originell, schien mir aber irgendwie dazu zu gehören“, so Praun.

Seither habe er immer wieder überlegt, was man zusätzlich machen kann. Zuletzt, auch unter dem Eindruck dauerhaft niedriger Zinsen, die auch die Lebensversicherer belasten, denke er verstärkt darüber nach. Passende Lösungen zu finden, sei aber nicht einfach, „weil nichts mehr wirklich etwas abwirft“.

Ob das Investment in Sportwagen-Oldtimer eines Herstellers aus der Region eine lohnende Alternative ist? Damit liebäugelt der Werber derzeit. Die erforderlichen Mittel stehen ihm als Chef einer gut laufenden Firma zur Verfügung. Zudem ist da als Wertanlage noch das Haus, das er gemeinsam mit seiner Frau, einer Lehrerin, gekauft und saniert hat. Und es gibt auch noch eine vermietete Eigentumswohnung.

Im Alter noch fit sein

Doch in Sachen Altersvorsorge denkt der 45-Jährige nicht nur ans Finanzielle. „Früher habe ich mich zwölf Stunden am Tag darum gekümmert, dass der Laden läuft“, erzählt er. Inzwischen investiere er viel in die eigene Gesundheit, gehe laufen und spiele Tennis, um im Alter noch fit sein. Das sei für ihn auch „eine Säule der Altersvorsorge“.

Als Selbstständiger ist Praun in der komfortablen Lage, eigenständig über den Zeitpunkt zu bestimmen, an dem er aufhören möchte. „Ich kann ich abtreten, wann ich es will“, sagt er. Er könne es sich gut vorstellen, langsam auszuscheiden und das Arbeitspensum allmählich zu reduzieren. „Aber ich habe noch kein Datum im Kopf. Die Arbeit macht mir immer noch sehr viel Spaß.“

Wie er sich den Ruhestand ausmalt? „Ich muss nicht Dauergast auf der Aida sein, dazu fühle ich mich in meiner Heimatregion viel zu wohl“, sagt Praun, der in Warmbronn aufgewachsen ist und in Friolzheim lebt. „Vielleicht kommt im Alter noch etwas ganz Neues dazu. Seniorentrainer in meinem Tennisclub zu werden, das wär’s“, sagt Praun und schmunzelt.

Dann wirkt der Werber nachdenklich. „Wir wissen nicht, was in 20 Jahren ist, ob die Firma weiter so gut läuft“, sagt er. Und fragt: „Aber wäre es so schlimm, wenn man monetär einen Gang zurückschalten müsste?“ Es sei nicht so, dass dieses Thema ihn beherrsche, „aber es kommt immer wieder mal hoch“.

Votum für eine Rentenversicherungspflicht

Prauns Antwort: „Wir versuchen bodenständig zu bleiben. Andere machen mehr Umsatz, haben mehr Mitarbeiter. Ich kenne Agenturen, die nach zwei Jahren 40 Mitarbeiter haben, aber manche von denen gibt es schon nicht mehr.“ Die Zeiten seien schnelllebig, gerade bei digitalen Medien.

„In unserer Branche ist es einfach – man setzt sich mit einem Laptop hin, schon ist man selbstständig“, weiß Praun. Es sei in Ordnung, sich auszuprobieren. „Aber jeder sollte möglichst früh anfangen, fürs Alter vorzusorgen.“ Er kenne Selbstständige, „die sind erst mit 60 oder 65 aufgewacht und haben plötzlich festgestellt, dass sie nichts zurückgelegt haben“. Ein Grund, weshalb Praun eine Rentenversicherungspflicht für Selbstständige befürwortet.

Als Arbeitgeber setzt Praun er übrigens auf betriebliche Altersvorsorge und zahlt entsprechende Zuschüsse an die Mitarbeiter. Eine junge Grafikerin habe das Thema aufgebracht. „Ich fand das bemerkenswert, dass sie das mit Mitte 20 ansprach“, so Praun. „Da war sie deutlich früher dran als ich.“

Beispielrechnung

Volker Mustermann

42 Jahre, selbstständig,

geschieden, 1 schulpflichtiges Kind

1990-1992: 3 Jahre Ausbildung zum Polsterer

1. Ausbildungsjahr: 610 DM (entspricht 311,89 Euro)

2. Ausbildungsjahr: 694 DM (354,84 Euro)

3. Ausbildungsjahr: 815 DM (416,70 Euro)

1993-1999: Angestellter bei einem Möbelhersteller

Monatslohn: 2656,28 DM (1358,12 Euro)

Januar 2000-Ende August 2000: arbeitslos, da der Möbelhersteller pleite geht

seit September 2000: selbstständig als Raumausstatter

Jahreseinkommen zu Beginn der Selbstständigkeit: 60.000 Euro (vor Steuern und Sozialabgaben)

Jahreseinkommen aktuell: 80.000 Euro (vor Steuern und Sozialabgaben)

Renteninformation

für: Volker Altersvorsorge

In dieser Renteninformation haben wir die für Sie vom 01.01.1990 bis zum 03.06.2016 gespeicherten Daten und das geltende Rentenrecht berücksichtigt. Ihre Regelaltersrente würde am 01.05.2041 beginnen. Änderungen in Ihren persönlichen Verhältnissen und gesetzliche Änderungen können sich auf Ihre zu erwartende Rente auswirken. Bitte beachten Sie, dass von der Rente auch Kranken- und Pflegeversicherungsbeiträge sowie gegebenenfalls Steuern zu zahlen sind.

Höhe der künftigen Regelaltersrente

Ihre bislang erreichte Rentenanwartschaft entspräche nach heutigem Stand einer monatlichen Rente von: 1142, 81 EUR Sollten bis zum Rentenbeginn Beiträge wie im Durchschnitt der letzten fünf Kalenderjahre gezahlt werden, bekämen Sie ohne Berücksichtigung von Rentenanpassungen von uns eine monatliche Rente von: 2651,48 EUR Rentenanpassung

Geht man von einer jährlichen Rentenerhöhung von 1 Prozent aus, so ergäbe sich eine monatliche Rente von etwa 3360 EUR.