Die Theodor-Dierlamm-Schule tut sich schwer, Partnerschulen für ihre Außenklassen zu finden . Eltern schätzen den gemeinsamen Unterricht von Kindern mit und ohne Behinderungen.

Kernen - Sophia kann ihren Namen schreiben. Für ihre Mutter Renate Eppisch ist das ein echter Erfolg. Ein Erfolg, den sie auch daran festmacht, dass die Zwölfjährige mit Down-Syndrom seit fünf Jahren die Außenklasse der Theodor-Dierlamm-Schule der Diakonie Stetten an der Grundschule Schnait besucht. Dort wird sie zusammen mit anderen Kindern unterrichtet. „Mir war es immer wichtig, dass sie nicht nur Kontakt mit behinderten Kindern hat“, sagt Renate Eppisch.

 

Die Eltern sind von dem Konzept begeistert

Sie erzählt, wie Sophia unbedingt Fahrrad fahren lernen wollte, als ihre Klassenkameraden die Fahrradprüfung ablegten – oder wie sie bei der Zirkuswoche von der Begeisterung der anderen mitgerissen wurde. „Ich finde es toll, dass die Kinder Teil des Miteinanders sind – ob in der Pause oder beim Schulfest“, sagt Monika Romail. Auch ihr Sohn Joas besucht die Außenklasse in Schnait. Eigentlich wäre es ihr lieber gewesen, er hätte wie seine Geschwister in die Grundschule Endersbach gehen können. Aber mittlerweile ist sie begeistert. „Es ist toll, wie die Lehrkräfte die Balance finden. Sie fordern die Kinder, schaffen aber auch Rückzugsmöglichkeiten.“

Katallin Jahn, deren Sohn Vincent die Außenklasse an der Stettener KarlMauch-Schule besucht, freut sich darüber, was durch das Vorbild der anderen Kinder möglich ist: „Vincent muss sich an Regeln halten, muss auch einmal sitzenbleiben. Und das funktioniert“, sagt sie.

Joas wird noch ein weiteres Schuljahr in Schnait bleiben, aber für Sophia und Vincent steht jetzt der Übergang an die weiterführende Schule an. Bisher gab es eine Außenklasse an der Erich-Kästner-Gemeinschaftsschule in Weinstadt. Dort hätte sie eigentlich hinwechseln sollen. Doch im Sommer wurde den Eltern mitgeteilt, dass diese Kooperation nicht weitergeführt werden kann. „Der Rektor bedauert das auch sehr. Aber er hat zwei große Fünfer-Klassen und es wäre aus pädagogischer Sicht nicht vertretbar gewesen, da auch noch eine Außenklasse aufzunehmen“, sagt Claudia Dippon vom Schulamt Backnang.

Der Schulleitung wird kein Vorwurf gemacht

Das Problem: die Kinder der Außenklasse werden erst einmal nicht eingerechnet, sind also für den Klassenteiler nicht relevant. „Im Juni wurden wir informiert, dass auch keine andere Partnerschule gefunden werden konnte“, erzählt Katalin Jahn.

Dem Schulleiter der Theodor-Dierlamm-Schule machen die Eltern keinen Vorwurf. „Er hat mit zwölf Schulen Kontakt aufgenommen, aber aus verschiedenen Gründen haben alle abgesagt“, sagt Renate Eppisch. Claudia Dippon vom Schulamt berichtet, dass die Kooperation oft daran scheitere, dass die Außenklasse einen eigenen Raum benötigt. „Gerade die Gemeinschaftsschulen boomen und brauchen jedes Zimmer“, sagt sie. Aus diesem Grund wird unter anderem die bisher bestehende Außenklasse an der Gemeinschaftsschule Korb geschlossen. An vielen Schulen sei man zudem mit der Umsetzung des Bildungsplans stark beschäftigt. Und auch das Thema Flüchtlinge binde viele Kräfte. „Es gibt aber eine Realschule, die gerne kooperieren möchte, sobald ein Altbau frei wird. Das braucht aber eben ein bisschen Zeit.“

An der Karl-Mauch-Schule wird die Kooperation ausgebaut

Für Vincent und Sophia wurde inzwischen eine andere Lösung gefunden. An der Karl-Mauch-Schule wird die Kooperation ausgebaut. Neben der bisher bereits bestehenden Außenklasse im Grundschulbereich werden zwei zweitere Außenklassen im Sekundarbereich gegründet. Der Rektor Dirk Vorsteher freut sich über die Kooperation: „Die Motivation ist auf allen Seiten groß. Es gibt viele Ideen für gemeinsames Lernen, etwa bei Themen der Verkehrserziehung, bei Spiel- und Sportfesten, im Sportunterricht und so weiter.“ Optimal sei auch die räumliche Nähe zur Stammschule, dadurch seien die Wege zum Mittagessen oder zu anderen Angeboten wie etwa der physiotherapeutischen Bewegungsförderung unkompliziert.

Sobald für eine neue Schülergruppe der Wechsel in die Sekundarstufe ansteht, soll wieder nach einer Partnerschule gesucht werden. Renate Eppisch ist froh, dass Sophia weiterhin an einer allgemeinen Schule unterrichtet wird. „Ich bin mit der Lösung zufrieden.“