Bei einer erneuten Untersuchung sind in den Interimsklassenzimmern der Theodor-Heuglin-Schule wieder Schadstoffe in der Luft gemessen worden. Die Stadtverwaltung sieht sich in ihrer Position bestätigt.

Ditzingen - Es ist lediglich eine Bekanntgabe im Gemeinderat gewesen. Doch diese veranlasste den Oberbürgermeister Michael Makurath dazu, im Streit mit dem Vermieter der Schulcontainer abermals den Standpunkt der Stadt darzulegen. Man werde der Firma abermals „eine Frist setzen zur Mängelbeseitigung“.

 

Auf Nachfragen aus den Reihen des Gemeinderats war der Verwaltungschef eingehender auf den Prüfbericht des Instituts für Umweltanalytik und Schadstoffchemie eingegangen. Diese hatte im Auftrag der Stadt Ende Juni erneut im Interimsgebäude der Theodor-Heuglin-Schule die Raumluft auf Schadstoffe überprüft, also entsprechende Messungen gemacht. Allerdings waren die Klassenzimmer dieses Mal leer geräumt. Somit habe man ausschließen wollen, dass das Mobiliar für die Schadstoffbelastung verantwortlich ist.

Kopfweh, tränende Augen, Halsschmerzen

Lehrer und Schüler hatten über Kopfweh, tränende Augen und Halsschmerzen geklagt, sobald sie sich in dem Unterrichtsprovisorium aufhielten. Die Ursache dafür blieb zunächst trotz Untersuchungen unklar. Doch spätestens nachdem der Kreisgesundheitsdezernent geraten hatte, den Container zu räumen, beschloss der Gemeinderat, die Container zunächst aufzugeben und die dort unterrichteten Schüler auszuquartieren. Alle Grundschüler werden deshalb übergangsweise in der Konrad-Kocher-Schule unterrichtet. Diese ist weitgehend leer.

Nach dem neuen Gutachten ist die Konzentration von Cyclohexanon im Vergleich zur ersten Messung Ende März „deutlich höher“. Sie stieg „in allen gemessenen Räumen um den Faktor drei bis vier an“, heißt es in dem Prüfbericht. Zudem stiegen die Werte für eine Glycolverbindung, für PGMMA. Dieser Stoff wird als Lösungsmittel bei der Lackherstellung eingesetzt.

Cyclohexanon wiederum eignet sich als Lösungsmittel und findet Anwendung in PVC, Farben sowie Harzen. Auch in der Lederindustrie, in Druckfarben und Abbeizmitteln ist der Stoff enthalten.

Es ist die einzige Substanz, deren Konzentration in der Hirschlander Containerluft im Vergleich zur ersten Messung gestiegen war. Denn war die Konzentrationen anderer möglicherweise gesundheitsbeeinträchtigender Substanzen schon bei der ersten Messung nicht zu beanstanden, seien diese nun bei der zweiten Messung noch gesunken.

Gutachter kommen zu einem eindeutigen Ergebnis

Die Gutachter kommen zu einem ihnen zufolge eindeutigen Ergebnis. Demnach sei ein Anstieg dieser Werte bei gleichzeitiger Abnahme der anderen in den nun leeren Räumen „ein weiterer Hinweis darauf, dass großflächig verbaute Materialien die Emissionsquelle sind“. Bereits in ihrem Vorgutachten hätten sie den eindeutigen Nachweis erbracht, die Schadstoff-Quelle sei der PVC-Belag, beziehungsweise der dafür verwendete Klebstoff.

Die zu Tage getretenen gesundheitlichen Beschwerden, so die Gutachter weiter, stimmten mit den für Cyclohexanon beschriebenen Symptomen überein. Die Substanz könne sowohl über die Atemwege als auch über die Haut aufgenommen werden. Die Ursache für die erhöhte Konzentration könnte allgemein durch die erhöhten Umgebungstemperaturen im Sommer liegen sowie in der Vergrößerung der so genannten Diffusionsfläche, also der Fläche, durch die der Stoff austreten kann. Schließlich waren ja die Möbel ausgeräumt worden Zudem blieben die Stoffe in der Luft, weil nicht gelüftet wurde.

„Das passt mit dem Bild vom Herbst und Winter“, erinnerte Makurath daran, dass die Beschwerden auch in dieser Jahreszeit aufgetreten seien, als die Heizung angeschaltet war.