Die Theodor-Heuss-Straße ist die Lieblingsstrecke von Rasern in Stuttgart. Anwohner ärgern sich seit Jahren - eine Lösung gibt es bislang nicht.

Stuttgart - Als vor rund zehn Jahren aus der Theodor-Heuss-Straße peu à peu eine Partymeile wurde, hatte sie in Stuttgart und gar deutschlandweit einen positiven Ruf. Eine Partymeile ist sie immer noch, doch mittlerweile kommen viele Besucher lieber, um dort Rennen zu fahren, als die Clubs und Bars aufzusuchen.

 

Die stellenweise vierspurige Straße mit drei Wendemöglichkeiten ist für die meist jungen Raser der perfekte Ort, ihr Imponiergehabe mit ordentlichem Tempo zur Schau zu stellen. Der Polizei ist das Problem bekannt. Mit provisorisch aufgebauten Schranken an den Wendemöglichkeiten hatte sie versucht, den Rasern den Spaß zu nehmen. Wie ein 13-sekündiges Video und die dazu stehenden Kommentare auf YouTube allerdings zeigen, hat das den Jugendlichen noch mehr Spaß beschert. Sie bauten kurzerhand die Baken ab.

Heulende Motoren, quietschende Reifen

Was für die Raser Spaß ist, bedeutet für die Anwohner Stress. Denn heulende Motoren und quietschende Reifen kommen zum Lärm hinzu, den die Besucher der Kneipen zwangsläufig verursachen, wenn sie sich, meist von Donnerstag bis Sonntag, vorzugsweise vor statt in der Lokalität treffen. Kurt Fuchs, der seit 38 Jahren nahe der Theodor-Heuss-Straße wohnt, kann den zunehmenden Lärm und auch vermehrten Schmutz bestätigen. „Die Besucher verlassen die Stadt wie die Sau“, sagt er. Er wünscht sich mehr Polizeipräsenz. Das würde seiner Meinung nach schon helfen.

In der Stadt wird das Problem schon länger diskutiert. Ebenso wie die Tatsache, dass auch das Hospitalviertel unter der räumlichen Nähe zur Partymeile leidet. Das Quartier, sonst in der öffentlichen Wahrnehmung oftmals nicht präsent, hat über die Stadtgrenzen hinaus den zweifelhaften Ruf, ein zentraler und günstiger Parkplatz zu sein.

Park-Such-Verkehr im Hospitalviertel

Gegen den Park-Such-Verkehr und den damit verbundenen Lärm fordern die Bezirksbeiräte aus Mitte, Anwohner sowie das Forum Hospitalhof seit 2008 kontinuierlich, Maßnahmen zu ergreifen. In dieser Woche war es wieder mal Thema im Bezirksbeirat und tagsdrauf im Ausschuss für Umwelt und Technik.

Laut Stadtplanungsamt, das eine entsprechende Planung entworfen hat, sollen die Drehung der Einbahnstraßenregelung in der Hospital- und Firnhaberstraße sowie Schranken an der Kienestraße und Lange Straße den Autofahrern den Weg durchs Quartier erschweren. Diesen Vorschlag nickten die Stadträte ab, allerdings auf Wunsch des Bezirksbeirats mit der Änderung, die Schranke an der Lange Straße in die Hospitalstraße zu versetzen.

Außerdem soll eine Parkraumbewirtschaftung ihr Übriges gegen die nächtliche Ruhestörung durch den Suchverkehr tun. Vorgesehen ist eine 24-Stunden-Überwachung von Donnerstag bis Sonntag. An den übrigen Tagen soll zwischen 8 und 20 Uhr das Parken kostenpflichtig sein. In diesen Zeiten soll eine Stunde drei Euro kosten – so sieht es die Gebührenzone „City“ vor.

Kommt die 24-Stunden-Überwachung?

Der Bezirksbeirat würde sich eine Rund-um-die-Uhr-Überwachung für die ganze Woche wünschen. „Wir fordern seit 2008 eine Lösung und wollen das Problem richtig anpacken und nicht nur ein bisschen“, so Bezirksvorsteherin Veronika Kienzle. Dem gegenüber stehen jedoch die Kosten für eine 24-Stunden-Bewirtschaftung, die es so in Stuttgart noch nicht gibt. „Der Betrieb wird auf keinen Fall kostendeckend sein“, sagt Ordnungsbürgermeister Martin Schairer. Er rechnet damit, dass die Kosten für die Überwachung doppelt so hoch sein werden wie die Einnahmen. Das liegt daran, dass mehr Personal benötigt wird, das nachts arbeiten muss, und es für diese Mitarbeiter eine Dienststelle samt Nachtwärter bedarf.

Die Verwaltung wird nun beide Varianten der Überwachung überprüfen sowie das Aufstellen der Schranken und von Blitzanlagen auf der Theodor-Heuss-Straße. Diese könnten zum einen die Einnahmen steigern und zum anderen die nächtlichen Rasereien stoppen. Die Vorlage muss schnell erstellt und in die Haushaltsberatungen eingereicht werden. Wird der Antrag nicht berücksichtigt, müssten die Anwohner des Hospitalviertels und der Theodor-Heuss-Straße weitere zwei Jahre warten, bis sich der Wunsch nach einer Nachtruhe endlich erfüllt.