Auch nach der Absage von Thomas Jakob hoffen SPD und Grüne, einen Gegenkandidaten zu Guido Till bei der Göppinger OB-Wahl zu finden. Doch die Zeit wird langsam knapp.

Baden-Württemberg: Eberhard Wein (kew)

Göppingen - Der Bezirksvorsteher von Bad Cannstatt, Thomas Jakob, will nun doch nicht nach Göppingen wechseln. Dennoch hoffen SPD und Grüne darauf, bei der Oberbürgermeisterwahl am 14. Oktober einen Gegenkandidaten zum Amtsinhaber Guido Till (parteilos) unterstützen zu können. „Wir sind zuversichtlich und arbeiten weiter daran, damit die Wähler eine Auswahl haben“, sagte der Vorsitzende des Grünen-Ortsvereins, Tobias Liebig-Cardinale. Man sei noch mit einer weiteren Person in konkreten Gesprächen, bestätigte der SPD-Fraktionschef Armin Roos. „Bis zum Ende der Woche wissen wir mehr.“ Die Bewerbungsfrist endet am 17. September.

 

Jakob ist CDU-Mitglied. Dennoch hatte er mit der SPD und den Grünen ausgelotet, ob eine Unterstützung seiner Kandidatur denkbar sei. Noch ehe eine Entscheidung gefallen war, kam nun die Absage. „Nach Abwägung aller Umstände“ habe er sich entschlossen, von weiteren Gesprächen Abstand zu nehmen, teilte er in einer kurzen Nachricht mit. Gründe nannte er nicht. „Wir haben Vertraulichkeit vereinbart.“ Eine Versammlung der Grünen, bei der sich Jakob gestern der Parteibasis hätte vorstellen sollen, wurde kurzfristig abgesagt.

Interessenten vermissen die Wechselstimmung?

Vielleicht sei Thomas Jakob zu der Überzeugung gekommen, dass er es nicht schaffen werde, mutmaßte der SPD-Stadtrat Herbert Schweikardt. Offenbar hatten sich auch andere potenzielle Bewerber in den vergangenen Monaten davon abschrecken lassen, dass eine ausgeprägte Wechselstimmung in Göppingen fehle. Schließlich ist eine ernsthafte Kandidatur sehr zeitintensiv und auch mit hohem finanziellem Einsatz verbunden. Um eine Chance zu haben, müssen nach allgemeinen Schätzungen 30 000 bis 50 000 Euro in eine Wahlkampagne gesteckt werden.

Ob sich Jakob Hoffnungen auf eine finanzielle Unterstützung durch die Parteien gemacht hatte, ist ungewiss. Allerdings scheinen die Gespräche auch inhaltlich nach einem vielversprechenden Start ins Stocken geraten zu sein. Gerade wenn es um Göppinger Themen gegangen sei, sei die Diskussion etwas zäh gewesen. Es sei nicht deutlich geworden, für welche Politik Jakob stehe, sagte Roos. Er hoffe nun auf einen Bewerber, der hier mehr Zug habe.

Druck aus der CDU?

Dass auch Druck aus der CDU bei der Absage eine Rolle gespielt haben könnte, wollte Jakob nicht bestätigen. „Auch dies unterliegt der Vertraulichkeit.“ Die Göppinger Union hatte sich schon im März darauf festgelegt, Till zu unterstützen, und dürfte deshalb kein Interesse an einem Kandidaten aus den eigenen Reihen gehabt haben. Der Bad Cannstatter CDU-Chef Roland Schmid räumte ein, mehrfach mit Jakob geredet zu haben. „Ich habe ihm aber nur persönliche Ratschläge gegeben.“ Göppinger Parteifreunde hätten keinen Kontakt zu ihm aufgenommen.

Auch die Stuttgarter CDU hätte allen Grund, Jakob zu halten. Angesichts der aktuellen Mehrheitsverhältnisse im Stuttgarter Gemeinderat wäre der Spitzenposten im größtem Bezirk (68 000 Einwohner) der Landeshauptstadt bei einem Fortgang Jakobs wahrscheinlich an Grüne oder die SPD gegangen. Vielleicht sei dies der Grund, warum Jakob aus der Bad Cannstatter SPD heraus in höchsten Tönen gelobt und den Göppingern schmackhaft gemacht worden sei, vermutete der grüne Bezirksbeirat Peter Mielert. Die Bezirksvorsteher werden in Stuttgart vom Gemeinderat gewählt und können ohne erneute Wahl bis zu ihrer Pensionierung im Amt bleiben.